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Borussia hat Zukunft

Dortmund erfüllt in Nürnberg höhere Ansprüche

Nürnberg (dpa). Borussia Dortmund bewirbt sich für Europa, der »Club« ist reif für die Zweite Liga. Mit dem ersten Auswärtssieg dieser Saison hat der BVB die Abstiegsnot beim 1. FC Nürnberg verschärft und sich selbst ein Empfehlungsschreiben fürs internationale Fußball-Geschäft ausgestellt.
»Wir sind auf dem richtigen Weg und können vom spielerischen Potenzial europäische Ansprüche erfüllen«, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach dem verdienten 2:1 im Frankenstadion. Auch Trainer Bert van Marwijk traut seinem Team höhere Aufgaben zu. »Wir sind noch nicht so stabil, aber es wird immer besser«, erklärte der Niederländer: »Dortmund hat eine Mannschaft mit Zukunft.«
Später beruhigte van Marwijk seine Nerven mit einem kräftigen Schluck Bier, nachdem Nürnberg durch den sechsten Saisontreffer von U-21-Nationalspieler Stefan Kießling (88.) Dortmunds zweiten Sieg in Serie in Gefahr gebracht hatte. Am Ende einer vom Gast klar dominierten Begegnung gingen die drei Punkte zu Recht an die Westfalen, mit denen nach holprigem Saisonstart ernsthaft zu rechnen ist. »Wenn wir von weiteren Verletzungen verschont bleiben, können wir den UEFA-Cup im Auge behalten«, sagte Watzke und stellte zufrieden fest: »Zwei Siege, eine harmonische Versammlung, Vertrauen in Borussia - das war eine gute Woche.«
Die durch die Langzeitverletzten Jan Koller und Lars Ricken arg strapazierte Personalsituation werde in der Winterpause womöglich mit einer Neuverpflichtung entspannt, kündigte Watzke an. Der Trainer beklagt sich aber nicht und gab zum Besten, dass er auch nach eineinhalb Jahren Dortmund »jeden Tag mit Freude zur Arbeit geht.« Wohl auch wegen der Jungen wie dem 21-jährigen David Odonkor, der den BVB nach 13 Minuten in Führung schoss, oder Nuri Sahin, dem Schützen des 2:0 (42.). Mit seinem ersten Bundesliga-Tor verewigte sich der erst 17 Jahre alte türkische Nationalspieler in die Bundesliga-Annalen und kündigte frech an: »Wir werden noch sehr viele Erfolge feiern.«
So »bedröppelt« wie schon zur Halbzeit fühlte sich Hans Meyer auch nach seiner misslungenen Heimpremiere. »Das ist richtig Mist, wenn man als Trainer verliert«, bekannte der 63-Jährige, der nach dem 3:1 vor einer Woche in Kaiserslautern fast schon als Retter gefeiert wurde und in seinem zweiten Spiel als Coach eine bittere Lektion erteilt bekam. »Aber ich bin weniger enttäuscht als die Fans, die vielleicht an ein Wunder glauben«, sagte Meyer, »im Fußball ist allerdings nur wenig Platz für Wunder.«

Artikel vom 28.11.2005