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»Zu den Herzen sprechen«

Bilder aus dem Künstlerhaus Lydda werden in Japan ausgestellt

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Ausdruck, Gestaltung, Kunst auf hohem Niveau - das zeichnet die Arbeiten aus Lydda aus, die in Japan ausgestellt werden sollen«, sagt Willi Kemper, Leiter des Künstlerhauses Lydda in Bethel. 50 Bilder sind im Rahmen des Jahres »Deutschland in Japan 2005/2006« zwischen dem 6. März und dem 30. Mai in sechs Städten zu sehen; Auftakt ist in Tokio.

Professor Takashi Hashimoto, Vizepräsident des Verbandes Japanisch-Deutscher Gesellschaften, und Gesa Neuert (Bielefeld), Vizepräsidentin des Verbandes Deutsch-Japanischer Gesellschaften (mit 50 Mitgliedern in der Bundesrepublik) bemühten sich monatelang, die Ausstellungsreihe zu realisieren. Hashimoto hatte Bilder behinderter Künstler aus Europa in einer Ausstellung in Tokio gesehen und dabei gleich an Bethel und sein Künstlerhaus gedacht. Gesa Neuert und er fanden nicht nur Unterstützung bei Willi Kemper und den von Bodelschwinghschen Anstalten, sondern unter anderem auch beim Auswärtigen Amt und beim Goethe-Institut.
50 Bilder von 16 Frauen und zwölf Männern werden in Tokio gezeigt - in einer Hotel-Galerie direkt gegenüber dem kaiserlichen Palast. Man bemühe sich darum, ein Mitglied des Kaiserhauses für die Eröffnung der Ausstellung zu gewinnen, sagte Gesa Neuert. Deshalb wählte man als Arbeitstitel »Grüße an die Kaiserin«. Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko waren vor über zehn Jahren selbst in Bethel zu Gast.
Weitere Stationen sind das Tomihiro-Kunstmuseum in Gunma, eine Galerie in der Stadt Shizuoka, das Japanisch-Deutsche Kulturinstitut in Kyoto, eine Galerie in Utsunomiya und das Kunstmuseum in Niimi. Utsunomiya und Niimi würden gern mit der Stadt Bielefeld in eine Partnerschaft eintreten.
Die Ausstellung sei für Bethel auch Gelegenheit, aus Anlass des 175. Geburtstages von Friedrich von Bodelschwingh dessen Leben und Werk in Japan zu präsentieren, sagte Regine Buschmann (Öffentlichkeitsarbeit). Die Ausstellung werde deshalb am 6. März, dem Geburtstag von Bodelschwinghs, eröffnet.
Willi Kemper hofft, dass er Bilder ausgewählt hat, die »die Herzen der Japaner ansprechen«. Er ist überzeugt, dass es künstlerische Berührungspunkte zwischen den Kulturen gibt. Grundlage seiner Bilderauswahl sei die Ausstellung »Emotionen« von Bethel-Künstlern gewesen, die 2004 im ZIF zu sehen war. Die Arbeit im Künstlerhaus habe zum Ziel, Werke entstehen zu lassen, die wie selbstverständlich künstlerische Qualität besitzen. Jeder der Künstler male aus eigenem Antrieb. In ihren Werken könnten sie ihre Gefühle sichtbar machen, auch die, über die sie eigentlich nicht reden könnten. Einige der Arbeiten zeigen Haltlosigkeit, die Suche nach den eigenen Wurzeln, die Ursache von persönlichen Ängsten.
Vier große Metallversandboxen warten bereits im Künstlerhaus Lydda auf den Versand per Flugzeug Anfang 2006. Willi Kemper: »Bis dahin habe ich alle Bilder einheitlich gerahmt.« Er selbst, Robert Burg von den von Bodelschwinghschen Anstalten und Gesa Neuert werden nach Tokio zur Eröffnung der ersten Ausstellung fahren.
Willi Kemper freut sich darüber, dass »seine« Künstler - genau so wie etwa die Berliner Philharmoniker, die Ballett-Compagnie von Pina Bausch und der Bielefelder Kinderchor - zum Programm des Jahres »Deutschland in Japan« zu gehören. Einen Katalog in Deutsch und Japanisch gibt es auch: Vorworte schreiben der deutsche Botschafter in Tokio Henrik Schmigelow, Pastor Friedrich Schophaus, Vorsitzender der von Bodelschwinghschen Anstalten, und der neue Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Artikel vom 26.11.2005