Von Maike Stahl Schlangen (WB). Morgen erhält Viktoria Rupp ihre Auszeichnung als beste Stickerin Deutschlands. Doch obwohl die 20-Jährige aus Schlangen (Kreis Lippe) so erfolgreich am praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend teilgenommen hat, arbeitet sie seit Oktober in einer Fleischerei.
»Als Stickerin ist es fast unmöglich, hier in der Region eine Anstellung zu finden«, hat sie nach Abschluss ihrer Ausbildung im Juni dieses Jahres schnell festgestellt. Denn gestickt werde heute vor allem im Ausland oder von Maschinen. Die sehr viel teurere und aufwändigere Handarbeit gibt es vor allem noch im Bereich der Paramentenstickerei. Paramente sind alle Textilien, die im Gottesdienst verwendet werden. In der Paderborner Paramententickerei Wameling von Elke Temme-Bunse hat Viktoria Rupp auch gelernt. »Ich habe Messgewänder, Stolen, Kelchtücher und auch ein Taufkleid während meiner dreijährigen Ausbildung bestickt«, erzählt sie und zeigt einen ganzen Stapel Fotos ihrer Arbeiten. Dass sie in ihrem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen würde, war ihr von Anfang an bewusst. »Wir sind ein kleiner Betrieb mit nur zwei Festangestellten«, berichtet ihre ehemalige Chefin, die sehr stolz auf die Leistungen der 20-Jährigen ist. »Ich habe natürlich auch sofort bei der Kammer angerufen. Drei Teilnehmer sind in die Bundesausscheidung gekommen, aber Viktoria war mit großem Abstand die Beste.« Stellen für Stickerinnen gebe es noch am ehesten in Süddeutschland meint auch Elke Temme-Bunse. Aber so weit entfernt von ihrer Familie möchte Viktoria Rupp erst einmal nicht leben. Deshalb hat sie sich entschieden, eine zweite Ausbildung zu absolvieren, als Fleischereifachverkäuferin. »Ich habe es aber nicht bereut, dass ich sticken gelernt habe. Das kann mir keiner mehr nehmen und vielleicht ergibt sich ja doch noch eine Möglichkeit, in meinem erlernten Beruf zu arbeiten«, bleibt die felxible 20-Jährige zuversichtlich. Den Titel als Bundessiegerin ist jedenfalls eine hervorragende Ausgangsposition für Bewerbungen.
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