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Sturm: 180 000 ohne Strom

Region Lübbecke drei Stunden im Dunkeln - Auch Raum Halle betroffen

Lübbecke/ Bielefeld/Paderborn/Halle (WB/ca/kol/hz). Mehr als 180 000 Menschen in der Region Minden-Lübbecke waren am Freitag drei Stunden ohne Strom. Sturm und Eisregen hatten Leitungen des RWE-Netzes beschädigt.
»Um 17.30 Uhr sind die betroffenen Gebiete aus der Versorgung herausgefallen«, sagte Sabine Schmelter von der RWE Westfalen-Weser-Ems AG in Münster. Erst um 20.30 Uhr gingen die Lichter im Raum Lübbecke wieder an. »In diesem Ausmaß hat es das in den vergangenen zehn Jahren nicht gegeben«, sagte Schmelter.
Lübbecke, Rahden, Espelkamp, Stemwede und Hüllhorst lagen am Freitagabend in vollständiger Finsternis, auch die Kreisstadt Minden war betroffen. Supermärkte und Tankstellen schlossen vorzeitig. Im Raum Lübbecke hatten Handys keine Verbindung. Kalt wurde es in vielen Wohnhäusern - ohne Strom funktionierten auch die Heizungen nicht.
Zu einem dramatischen Zwischenfall kam es in einer Arztpraxis in Lübbecke: Ein Kind litt unter akuter Atemnot, minutenlang wählte das Praxispersonal vergebens die Notrufnummer 112. Nach zahlreichen Fehlversuchen kam schließlich eine Verbindung zustande - das Kind wurde wenig später notärztlich versorgt.
In den Orten Dielingen und Wehdem nahm die Feuerwehr Notstromaggregate in Betrieb, um Beatmungsgeräte in zwei Seniorenheimen zu versorgen. In Espelkamp waren 30 Feuerwehrleute auf Bauernhöfen im Einsatz, um Notstrom für Melkmaschinen und Entlüftungsanlagen zu erzeugen.
Die freiwilligen Feuerwehren blieben auch am späten Abend alarmbereit. Nach Einschätzung der Leitstelle war zunächst unklar, ob das Stromnetz in der Nacht stabil bleiben würde.
Mehrfache Stromausfälle gab es am Nachmittag auch in Halle, Borgholzhausen und Versmold (Kreis Gütersloh). Nach zunächst nur minutenlangen »Blackouts« waren die drei Städte von 17.30 bis 18.15 Uhr komplett ohne Elektrizität.
Bereits am Vormittag war es im OWL-Stromnetz zu einer Serie kleinerer Störungen gekommen. Die Stadtwerke Bielefeld registrierten zwischen 9.50 und 11.20 Uhr neun Mini-Stromausfälle, wie es sie auch im Netz von E.ON Westfalen-Weser (Paderborn) gab. In Wohnungen, Büros und Geschäften flackerten die Lampen. »Betroffen waren auch Industriebetriebe, da computergesteuerte Produktionsanlagen ausfielen«, sagte Stadtwerke-Sprecher Wolfgang König. Die Universität Bielefeld blieb 45 Minuten lang ohne Fernwärme-Versorgung.
Die Stadtwerke Bielefeld schalteten zeitweilig drei von vier 220 000-Volt-Leitungen ab. Bereichsleiter Ingo Kröpke: »Solch eine Häufung von Kurzunterbrechungen hatten wir noch nie.«
Auslöser der Störungen war das stürmische Winterwetter. Zunächst türmte sich Neuschnee faustdick auf den Überlandleitungen, die durch das Gewicht der pappigen Last »wie ein Flitzebogen« (Kröpke) gespannt wurden. Sturmböen fegten den Schnee zu Boden, die Leitungen schnellten aufwärts, berührten andere Kabel oder Träger und lösten so Mini-Kurzschlüsse aus. Seite NRW

Artikel vom 26.11.2005