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Die USA und die Freiheit

Unschuldig auf »Death Row«


Die jeder Menschenrechtspolitik hohnsprechende Exekutionspraxis in den USA ist nicht aufzuhalten. Alles Bemühen dagegen hat wenig gebracht. Die bevorstehende 1000. Hinrichtung seit Wiederaufnahme der Tötungen vor 20 Jahren lässt nur diesen einen niederschmetternden Befund zu.
Gut, es hat zwei kleine, lebensrettende Einschränkungen gegeben. Geistig Behinderte dürfen seit 2002 nicht mehr hingerichtet werden, und seit März gilt ein Exekutionsverbot für Straftäter, die zur Tatzeit minderjährig waren. Außerdem ist die Zahl der Todesurteile und der Exekutionen pro Jahr leicht rückläufig.
Die Verantwortlichen sind nachdenklicher geworden. Zu oft haben die neuen DNA-Methoden gezeigt, dass Unschuldige auf »Death Row« sitzen - oder saßen. Letzteres nährt die Erkenntnis, dass möglicherweise dutzende Menschen wegen Taten hingerichtet wurden, die sie nicht begangen hatten. Knallhart: Unschuldige wurden auf dem elektrischen Stuhl gegrillt.
Die Todesstrafe ist nur ein Aspekt eines unmenschlichen Straf-Regimes, das in der nur nach eigenem Dafürhalten freiheitlichsten Gesellschaft der Welt herrscht. Mehr als ein Prozent des Volkes sitzen hinter Schloss und Riegel. Mehrere hundert zur Tatzeit Minderjährige verbüßen über-lebenslange Haftstrafen. Es gibt sogar einen zu dieser Stunde 13-jährigen Jungen, der nie mehr freikommen soll. Armes Amerika.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 26.11.2005