25.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Frau mit Herz
und Schnauze

Hilde Sicks wird heute 85 Jahre alt

Von Ulrike Cordes
Hamburg (dpa). Als Wirtin in der »Haifischbar« und als Oma Anni in der Serie »Die Ohnsorgs« haben Millionen Fernsehzuschauer in Deutschland Hilde Sicks kennen gelernt. Die Schauspielerin, die heute 85 Jahre alt wird, trug viel zur Popularität des berühmten Hamburger Ohnsorg-Theaters bei.
Ein Leben für das Ohnsorg-Theater: Hilde Sicks.Foto: dpa

Seit 1945 wirkt sie an der niederdeutschen Bühne, war dort forsches Mädel, dominante Ehefrau und brilliert längst als unverwüstliche Alte. Ihren Fans fühlt sie sich auch weiterhin verbunden: Noch immer nimmt sie meist pro Saison eine Rolle an -so in Konrad Hansens Komödie »De Queen von Quekenbüddel«, die vom 26. Februar 2006 an zu erleben ist.
»Herausforderungen halten jung«, lautet das Motto der resolut und kess, aber stets mit feiner menschlicher Note agierenden Mimin. »Es ist doch eine schöne Sache, wenn man noch nicht ganz weg vom Fenster ist«, sagt Sicks. Die Folgen einer überwundenen Stimmbandlähmung bekämpft sie ebenso erfolgreich wie die Tatsache, dass ihr das Erlernen der Texte natürlich nicht mehr ganz leicht fällt.
Bereits in ihrem Hamburger Elternhaus wurde platt gesprochen, die Familie besuchte gern Richard Ohnsorgs »Niederdeutsche Bühne«. Dennoch musste sie sich ihren Beruf gegen den Willen der Eltern ertrotzen: Sicks schloss eine kaufmännische Lehre ab, nahm aber heimlich Schauspielunterricht beim legendären Eduard Marcks.
Ganze sechs Sätze hatte die Schauspielerin zur Premiere am 6. Oktober 1945 in »De politisch Kannengeter« zu sprechen. Doch schon bald gehörte sie neben Heidi Kabel, Walter Scherau und Henry Vahl zu den »Ohnsorg«-Stars, wurde seit Beginn der TV-Übertragungen in der ganzen Republik bekannt. Zwar spielte die ledige Sicks in etwa 250 Rollen meist »Menschen mit Herz und Schnauze«, doch lagen ihr auch ernste Töne, etwa in einer »Harold and Maud«-Adaption 1995/96. Zum 80. Geburtstag ehrte der Hamburger Senat die Künstlerin mit der Biermann-Ratjen-Medaille.

Artikel vom 25.11.2005