26.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erste Bundesliga bitte groß

Rechtschreibrat kümmert sich um feststehende Begriffe

Mannheim (dpa). Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie »Große Koalition«, »Erste Bundesliga« oder »Große Kreisstadt« sollen künftig ebenfalls groß geschrieben werden wie das »Du« im Brief.

Das erklärte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair am Freitag nach der siebten Sitzung des Expertengremiums in Mannheim. Damit verfolge der Rat weiter das Ziel, wieder mehr nach dem Sinn und nicht so stark nach einem Regelwerk zu schreiben. »Die Menschen sollen sich mit der neuen Rechtschreibung identifizieren.«
Die Kultusminister hatten die neuen Sprachregeln zur Groß- und Kleinschreibung bislang als unstrittig bezeichnet. Sie waren wie die neuen Regeln zur Laut-Buchstaben-Zuordnung am 1. August in 14 der 16 Bundesländer verbindlich in Kraft getreten. Nur in Bayern und Nordrhein-Westfalen gilt noch eine Übergangsregelung. Alte Schreibweisen werden allein in den Schulen dieser beiden Länder auch jetzt noch nicht als Fehler gewertet.
Das mit Experten aus dem deutschsprachigen Raum besetzte Gremium setzte für die Groß- und Kleinschreibung eine Arbeitsgruppe ein, die bis Mitte Januar detaillierte Vorschläge macht. Diese sollen in der nächsten Sitzung des Rates am 3. Februar 2006 in großer Runde beraten werden. Zehetmair betonte, trotz des neuen Themenbereiches werde an dem Plan festgehalten, bis zum Schuljahr 2006/2007 die Veränderungsvorschläge für die umstrittene neue Rechtschreibung vorzulegen. Die Kultusministerkonferenz sei über den neuen Vorstoß informiert.
»Uns geht es nicht darum, dass die Lehrer den Schülern mehr Fehler anstreichen, sondern um mehr Lesefreundlichkeit«, erklärte der ehemalige bayerische Kultusminister den neuen Vorstoß. Die Sprachwächter wollten mit ihren Änderungsvorschlägen die Sprache wieder verständlicher machen und Ungereimtheiten ausmerzen. Die neuen Vorschläge stünden daher in der Tradition der bisherigen Arbeit des Rates.
Das Gremium schloss am Freitag den Komplex Zeichensetzung und Silbentrennung ab. Danach sollen künftig keine einzelnen Buchstaben mehr abgetrennt und auch keine sinnentstellende Trennungen mehr zugelassen werden. Beispiele sind A-cker oder E-sel. Beim Bereich Zeichensetzung wird wieder ein Komma beim erweiterten Infinitiv stehen.

Artikel vom 26.11.2005