26.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Rummel läuft
immer noch

Eckhard Freise: Fünf Jahre danach

Von Juliane Albrecht
Münster/Bielefeld (dpa). Dass sich fünf Jahre nach seinem fulminanten Millionen-Coup bei Günther Jauch die Medien immer noch für ihn interessieren, hätte Eckhard Freise nicht gedacht - und ganz recht ist es ihm auch nicht.
Eckhard Freise war der erste große (D-Mark-)Gewinner bei »Wer wird Millionär?«Foto: RTL

»Ich bin doch kein Promi«, wiegelt der Professor aus Münster, der am Bielefelder Rats-Gymnasium sein Abitur machte, zunächst ab. Dennoch: Die neue Doppelhaushälfte war auch der Lohn dafür, dass der damals 56-Jährige am 2. Dezember 2000 - als erster - die von RTL-Quiz-Frontmann Günther Jauch gestellte Frage »Wer wird Millionär?« mit seinem Namen beantwortet hat. Und auch die eine oder andere karitative Einrichtung dürfte den ersten Jackpot-Knacker noch gut in Erinnerung haben.
»Nach einem Jahr war die Million schon wieder weg«, erinnert sich der Mittelalter-Historiker, der am 30. November 61 Jahre alt wird. Wie viel und an wen er gespendet hat, will er nach wie vor nicht preisgeben, um jeden Verdacht auf Selbstdarstellung zu vermeiden, wie er sagt. Zusammengefasst seien die vergangenen fünf Jahre »ein Test auf heitere Gelassenheit gewesen«. Denn der Freude über den Gewinn folgten Interviews, Moderationsangebote und Bittsteller en masse, gerade letztere waren »nicht wirklich witzig«. Der bis dato eher zurückgezogen lebende Münsteraner mit Professur an der Wuppertaler Universität stand plötzlich im Rampenlicht, bekam zahllose Briefe und Anrufe.
Das alles ist mittlerweile vorbei, aber seine Vorliebe für Quiz und Rätsel - in Jauchs Show neu belebt - blieb ihm erhalten. Er veranstaltet mittlerweile selbst öffentliche Wissenstests in größerem Kreis an Hochschulen und Schulen und schaut bisweilen auch das Original im Fernsehen. Künftigen Kandidaten rät er, »dringend« einen Fundus an Sprüchen für den schlagfertigen Günther Jauch bereit zu halten, und sich »Wissen über längere Strecken anzueignen«. »In solch einer Sendung schöpft man nicht aus dem Gelernten der letzten Woche.« Um die Spitze des 15-Fragen-Katalogs zu erreichen, brauche es dann noch gesunden Menschenverstand, das berühmte Bauchgefühl und Kombinationsvermögen«. Nachschlagen geht nicht!
Bei seiner Millionenfrage allerdings musste der passionierte Schachspieler, der schon Weltmeister Viswanathan Anand einmal matt setzte, nichts herleiten oder ausschließen. Dass Sherpa Tensing Norgay den ersten Bezwinger des Mount Everest, Sir Edmund Hillary, zum Gipfel begleitete, wusste er, schickte aber dennoch der Antwort voraus: »Ich riskiere den Heldentod«.

Artikel vom 26.11.2005