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Vom »Wolfsrudel«
sehr weit entfernt

»Matze« Langkamp auf der Bank

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Seit Saisonbeginn gehört Matthias Langkamp zu den »Wölfen«, doch im »Wolfsburger Rudel« ist der 21-jährige Abwehrspieler noch längst nicht angekommen. »Ich habe mir die Integration wesentlich leichter vorgestellt«, sagt der ehemalige Armine, der für die immense Ablösesumme von 1,5 Millionen auszog, um beim VfL die internationale Fußballbühne kennenzulernen.

Keinen Einsatz im UI-Cup, keinen Ballkontakt in der bisherigen Bundesligasaison. »Damit kann ich nicht zufrieden sein. Ich habe andere Ansprüche«, gibt »Matze« ehrlich zu. Lediglich im DFB-Pokal wurde Langkamp bisher einmal über 90 Minuten berücksichtigt. Ansonsten beschränkten sich seine Tätigkeiten auf die Übungsstunden mit den Profis und auf vier Einsätze in der Oberliga-Reserve. Selbst da wurde er einmal vorzeitig zum Duschen geschickt.
Beim VfL Wolfsburg ist der 1,91 Meter große Verteidiger bisher nicht glücklich. Der Verein habe andere sportliche Ansprüche als Arminia und große Ambitionen, versucht er sein Reservistendasein zu erklären und stellt fest: »Da ist es natürlich um so schwieriger, im Team Fuß zu fassen. Ich muss mich erst bewähren.« Wann und wo die Bewährungschance stattfinden soll, weiß Langkamp nicht genau. Ausgerechnet gegen Arminia berief ihn Trainer Holger Fach wieder in den Kader. Hofland ist aufgrund eines Sportgerichtsurteils gesperrt und die beiden Innenverteidiger Franz und Quiroga überzeugten bei der jüngsten 1:6-Klatsche gegen Werder Bremen keineswegs. »Vielleicht bekomme ich gegen Bielefeld eine Chance«, wittert Matthias Langkamp wieder Morgenluft.
Das Debakel vom letzten Samstag hat im »Wolfsburger Rudel« deutliche Spuren hinterlassen. Trainer Holger Fach sprach Klartext. Schließlich geht es auch um seinen Arbeitsplatz. Langkamp will das »Donnergrollen« vor und hinter den Kulissen so zwar nicht bestätigen, gibt aber zu: »Ich will mal so sagen: Es wurden lange Gespräche geführt. Sollten wir gegen Arminia verlieren, ist bei uns richtig Feuer unterm Dach.«
So ganz abgenabelt hat er sich noch nicht aus Ostwestfalen. Ar-minias ehemaliger »Shootingstar«, der am 11. September 2004 als Amateur ausgerechnet im Münchener Olympiastadion gegen Bayern sein Bundesligadebüt feierte und danach weitere 23 Mal von Uwe Rapolder das Vertrauen erhielt, schwärmt noch immer von seinem ehemaligen Arbeitgeber. »Ich hatte in Bielefeld fünf wunderschöne Jahre, habe viel gelernt und hatte stets ein gutes Verhältnis zu den Kollegen.« Da verwundert es nicht, wenn »Matze« trotz aller wirtschaftlichen Vorteile preisgibt: »Wenn samstags die Ergebnistafel aufleuchtet, schaue ich zuerst auf Arminia.«
Gelegentlich telefoniert er mit den alten Kollegen. In seinem neuen Wohnort Braunschweig trifft er sich häufig mit dem Weggefährten Finn Holsing, der für ein Jahr von Arminia an Eintracht Braunschweig ausgeliehen ist. Selbst wenn Langkamp heute wieder nur auf der Ersatzbank sitzen sollte, ist diesmal der Frust nicht ganz so groß. Er freue sich unheimlich auf das Wiedersehen mit Hain, Dammeier, Borges, Vata und den anderen Arminen.
Langkamps Vertrag in Wolfsburg ist bis 2009 festgeschrieben. Sein ehemaliger Förderer und Nestor Thomas von Heesen beobachtet »Matzes« Entwicklung ganz genau. Unter der Woche stellte der DSC-Coach fest: »Eigentlich tut es mir unheimlich leid für diesen Jungen, dass er bislang noch kein Bein an die Erde bekommen hat.« Und in einem lapidaren Nachsatz: »Wir könnten bei unserer Personalnot Matthias gut gebrauchen. Ich muss mal mit Thomas Strunz reden. Vielleicht lässt sich Langkamp ja in der Winterpause ausleihen.«

Artikel vom 26.11.2005