24.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Arminias treueste Fans in Öl

BBK-Mitglied Michael Plöger stellt 30 Porträts von DSC-Anhängern aus


Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Leidenschaftlich muss er sein, eine Dauerkarte wäre hilfreich, und wenn er dem DSC Arminia einst unerschütterlich durchs Tal der Oberliga-Tränen folgte, ist er reif für die Galerie: »Ich verabscheue Erfolgsopportunisten«, sagt der Kunstmaler Michael Plöger, der 30 Fußballfans des »harten Kerns« porträtiert. Der Titel der Ausstellung spricht für sich: »Wenn wir weinen, weinen wir mehr, wenn wir lachen, lachen wir lauter«.
Plögers saftig-kraftvolle Ölbilder sind leider nur kurz zu sehen: Die Schau im Atelier des Bundesverbandes Bildender Künstler (BBK) im obersten Stock der Ravensberger Spinnerei wird morgen um 19 Uhr eröffnet; sie ist danach nur am Samstag und Sonntag, jeweils von 11 bis 18 Uhr, zugänglich. Danach dürfen die kunstsinnigen Arminenfans ihr Bild »gegen ein geringes Entgelt« nach Hause tragen.
Die Porträts sind in und vor der Traglufthalle entstanden, in der Arminia im Sommer seine ruhmreiche Geschichte ausbreitete. Andere im Atelier an der Herforder Straße 106, sie sind härter, herbstlicher. Aber dem DSC scheint ja auch nicht immer die Sonne.
Bielefelds renommierter Fußballverein lieferte den Anlass, als er seinen 100. Geburtstag feierte. Plöger sprach einige Fans gezielt an, man kennt sich, denn man hat nach Auswärtssiegen so manche Zugfahrt Arm in Arm gefeiert und viele bittere Pillen gemeinsam geschluckt. »Ob Arminias Jubiläum oder die kommende WM - überall sieht man dieselben Ikonen, und da wollte ich den treuesten der Treuen, den Primärfans, ein Denkmal setzen«, erklärt Plöger.
Sein eigener Vater ist dabei, der den Klein-Mike (heute 49) ein erstes Mal zur Alm mitnahm, natürlich seine Lebensgefährtin und auch ein 16-jähriges Mädchen. Bärbeißige Kerle mit knorrigen Gesichtszügen, die entschlossen den Betrachter fixieren. »Einer hat mich angeraunzt, kaum dass er ins Atelier gerauscht kam, ob ich nach dem 1:2 gegen die Bayern endlich zufrieden wäre.« Plöger, am vergangenen Samstag angeblich »mit Schaum vorm Maul«, drückt nämlich zum Entsetzen seiner Modelle auch dem Münchener Renommierclub die Daumen.
Noch sind nicht alle 30 Porträts fertig. »Ich brauche den Druck«, sagt Plöger und stellt Ralf Danielmeier in Positur. Der SAP-Berater macht sogar Urlaub mit dem DSC: »Im Januar folge ich den Spielern nach Spanien ins Trainingslager«, erzählt der 42-Jährige, der vor Jahren, nach Arminias Rückkehr in den bezahlten Fußball, Manager Lamm eigenhändig durchs Stadionrund trug.
Unglaublich: Nach wenigen Pinselbewegungen, nicht viel mehr als der Mund ist angedeutet, kann man Danielmeier bereits auf der Leinwand erkennen. »Ich male, wie man einen Kontinent besetzt: Ich lande an markanter Küste und besiedle dann Strich für Strich unbekanntes Terrain«, meint Plöger.
Sein Modell träumt unterdessen - unbewegliches Stehen schreit nach Ablenkung -Ê vom »schönen 2:0-Sieg gegen die Bayern«, 1992 war das, oder von den »wunderbaren Aufstiegstriumphen« späterer Jahre. Sympathie für andere Teams der Bundesliga fühlt Danielmeier nicht: »Jede Mannschaft ist ein Gegner.«

Artikel vom 24.11.2005