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Leica will 2007 profitabel sein

Kamerahersteller baut mehr Jobs ab

Solms (dpa). Der verlustreiche Kamerahersteller Leica will mit einem Stellenabbau und neuen digitalen Produkten in zwei Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben.

»Nicht mehr der Kampf um das kurzfristige Überleben, sondern die mittel- und langfristig erfolgreiche Neuausrichtung ist unser wichtigstes Ziel«, sagte Vorstandsvorsitzender Josef Spichtig gestern in der Hauptversammlung des traditionsreichen Unternehmens in Solms bei Wetzlar. Wie viele Stellen auf der Kippe stehen, sagte er angesichts der laufenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat nicht.
Aktionärsschützer forderten Leica auf, die Fehler der Vergangenheit »mit Hochdruck« zu beseitigen. Das traditionsreiche Unternehmen habe den Trend zur Digitalfotografie verschlafen, auch bei der Sportoptik seien Fehler gemacht worden, monierte Andreas Müller von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. »Man ist dem Markt immer nur hinterhergelaufen.«
Spichtig räumte Versäumnisse beim Einstieg in die Digitaltechnik ein: »Ich muss feststellen, dass in der Vergangenheit nicht jede Chance der digitalen Technik für Leica sinnvoll genutzt wurde.« Leica will nun die Marktposition mit neuen digitalen Produkten in Fotografie und Sportoptik stärken. Dafür sollen strategische Partnerschaften mit Unternehmen ausgebaut werden. Eine Werbekampagne solle die Besonderheiten der »Weltmarke« herausstellen. Vor allem in der Sportoptik sieht Leica Wachstumschancen.
Nach der existenzbedrohenden Krise schließt Leica auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. »Für den Standort Solms befinden wir uns in der Abschlussphase von Verhandlungen«, erklärte Spichtig. Betriebsrat und Unternehmen rechnen Anfang Dezember mit einer Einigung. Für die betroffenen Mitarbeiter werde eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft gegründet. Die Leica Camera AG beschäftigt weltweit 996 Mitarbeiter, davon 400 in Solms. In den vergangenen vier Jahren hat Leica 400 Stellen abgebaut.
Das Unternehmen war unter dem Druck der boomenden Digitalfotografie in die tiefste wirtschaftliche Krise seit ihrem Börsengang 1996 geraten. Vor drei Monaten hatte sich der Kamera- und Fernglashersteller das nötige Geld für seinen Rettungsplan in Höhe von 23 Millionen Euro mit einer Kapitalerhöhung gesichert. Trotz eines Umsatzwachstums im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres steckt das Unternehmen weiter in den roten Zahlen.

Artikel vom 24.11.2005