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Brand baut auf Baur

Erstes Länderspiel des TBV-Regisseurs seit Olympia 2004

Von Oliver Kreth
Lemgo/Dortmund (WB). Heiner Brand hat seinen verlängerten Arm wieder. Heute gibt Lemgos Spielmacher Markus Baur sein Länderspiel-Comeback in der deutschen Nationalmannschaft.

Besonders angenehm für »Schorsch«: Er bestreitet es in seinem Wohnzimmer, der Lipperlandhalle. Dort findet heute die erste von zwei Doppelveranstaltungen, am Sonntag wird in Dortmund gespielt, des Deutschen Handball-Bundes (DHB) statt. Gegner für die DHB-Frauen und Männer sind jeweils zwei Mal die Teams aus Slowenien.
Bei der Neuauflage des EM-Finales von 2004 ist vor allem Männer-Bundestrainer Heiner Brand mehr denn je zum Experimentieren gezwungen. Denn sowohl der Rücktritt des ersten deutschen »Welthandballers«, Daniel Stephan, als auch weitere Absagen (Christian Zeitz, Volker Michel, Michael Kraus, Holger Glandorf und die Magdeburger Spieler) haben den Kader des Europameisters vor der Titelverteidigung, vom 26. Januar bis 5. Februar in der Schweiz, gewaltig durcheinander gewirbelt.
Von der Reaktivierung alter Haudegen wie Volker Zerbe oder Stefan Kretzschmar macht Brand dennoch keinen Gebrauch. »Ich denke schon perspektivisch an die Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland. Da muss man auch junge Spieler ins kalte Wasser werfen«, forderte der 53-Jährige.
Außerdem ist ja der »immens wichtige« (Brand) 34-Jährige aus Lemgo wieder dabei. Markus Baurs letztes Länderspiel war das olympische Finale von Athen. Viel Zeit ist seither vergangen, viele neue Gesichter im DHB-Team. Markus Baur: »Da gibt es inzwischen schon einige, die ich nicht so gut kenne und mit denen ich noch nie zusammengespielt habe.« Sorgen macht ihm die Personalsituation aber nicht, im Gegenteil: »Das ist doch interessant.«
Allerdings bremst er allzu große Erwartungen an seine Person. Dafür sind die Gedanken an den 15 Monate währenden Reha-Marathon noch zu präsent. Acht Stunden tägliches Aufbautraining, »da ist man mehr unterwegs, als wenn man gesund ist«. Gedanken an ein Karriereende kamen da auch mal auf, vor allem, als nach dem o.k. der Ärzte noch immer nicht alle Beschwerden weg waren, wie man am Dienstag beim Spiel gegen den Zweitligisten HSG Augustdorf/Hövelhof sehen konnte.
Baur sagt deshalb mit Blick Richtung EM 2006: »Erstmal muss ich komplett schmerzfrei werden. Nach der langen Verletzungspause fehlt mir noch einiges. Ich bin erst auf dem Weg, wieder richtig fit zu werden. Wenn ich in der Schweiz pro Partie nur 10 bis 15 Minuten spielen kann macht das absolut keinen Sinn.«
Deshalb hat der mit Abstand Älteste im Brand-Team auch Verständnis für den Rückzug seines kongenialen Rückraumpartners Daniel Stephan aus der Nationalmannschaft: »Daniel musste nach jedem Spiel ein paar Tage pausieren, um wieder fit zu werden.«

Artikel vom 25.11.2005