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Immer Ärger
um Hambüchen

Vierter Platz am WM-Reck

Melbourne (dpa). Erst stieß Fabian Hambüchen strahlend die Faust in die Luft, doch als die Noten an der Anzeigetafel aufleuchteten, entlud sich im deutschen Team der Ärger über die Kampfrichter.

Mit Platz vier am Reck verpasste der deutsche Turner gestern in Melbourne um 0,012 Punkte das »Wonder in Down Under«. Damit bleiben die deutschen Turner seit acht Jahren bei Weltmeisterschaften ohne Edelmetall.
»Ich hasse vierte Plätze. Amateure und Exoten haben Fabian um den verdienten Lohn gebracht«, schimpfte DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam. »Was der Chilene und der Ire da für Noten gezogen haben, war eine Unverfrorenheit.« Nachdem Hambüchen als vorletzter Turner vor 8000 Zuschauern eine fabelhafte Übung gezeigt hatte und nur beim Stand ein wenig mit den Armen ruderte, hatte im deutschen Team jeder auf eine Medaille gehofft.
Während Kampfrichter aus den USA und Rumänien (9,70) zurecht Top-Noten zogen, bewerteten Felipe Cubillos aus Chile (9,5) und Denis Donoghue aus Irland (9,55) die Übung unter Gebühr. Damit behaupteten sich der Franzose Yann Cucherat (9,650) und auch der Ukrainer Waleri Gontscharow (9,637) vor dem Europameister.
Unangefochten vollendete jedoch Aljaz Pegan den slowenischen Tag in Melbourne. Wenige Minuten, nachdem sein Landsmann Mitja Petkovsek am Barren das erste Turn-Gold für sein Land geholt hatte, glänzte der 31-jährige Routinier als letzter Turner am Reck mit einer fehlerfreien Flug-Show und holte sich nach vielen Rückschlägen mit der Note 9,662 das verdiente Gold. Es war zugleich die letzte Übung nach den alten Wertungs-Vorschriften, zum 1. Januar 2006 führt der Weltverband ein neues Regelwerk ein.
Fabian Hambüchen ging gelassen mit der Situation um. »Natürlich war ich im ersten Moment enttäuscht. Mit meiner Übung aber bin ich zufrieden, ich habe trotz des Hickhacks im Vorfeld sauber durchgeturnt. Den Rest haben die Kampfrichter entschieden«, meinte der Gymnasiast aus Wetzlar, der in seinem dritten großen Finale nach Olympia (7.) und EM (1.) nicht enttäuschte. »Zunächst habe ich gedacht, die Reihenfolge geht okay. Aber wenn man die Streuung sieht, bekommt man schon Zweifel«, meinte Vater und Coach Wolfgang.

Artikel vom 28.11.2005