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Disl stürmt an die
Weltcup-Spitze

Fahrkarten verhindern Doppelsieg

Östersund(dpa). Erst stürmte Doppel-Weltmeisterin Uschi Disl (Moosham) trotz müder Beine im Sprint zum 30. Weltcupsieg ihrer Laufbahn vor Tadaja Brankovic (Slowenien) und Katrin Apel (Frankenhain). Tags darauf gab die bayerische Skijägerin beim letzten Schießen des Verfolgungsrennens mit zwei »Fahrkarten« den Start-Ziel-Sieg noch aus den Händen.
Das Rennen gewann die lange in Disls Windschatten laufende Russin Olga Saizewa vor der vom 20. Platz aus gestarteten Kati Wilhelm (Zella-Mehlis), Andrea Henkel (Großbreitenbach) und Disl. Mit dem vierten Platz verteidigte die bayerische Skijägerin aber das Gelbe Trikot der Weltcup-Spitzenreiterin. Die Olympia-Norm bereits erfüllt haben neben Disl auch Wilhelm, Apel, Henkel und Martina Glagow (Mittenwald).
Bei den Männern reist Titelverteidiger Ole Einar Björndalen im Gelben Trikots zum zweiten Saison-Weltcup nach Hochfilzen. Der 31-jährige Norweger feierte im Verfolgungsrennen seinen 56. Weltcupsieg, nachdem er am Vortag im Sprint Vierter geworden war. Da gewann sein Landsmann Stian Eckhoff. Bestplatzierte Deutsche waren Michael Rösch (Altenberg) als 23. im Sprint und 17. in der Verfolgung sowie Alexander Wolf (Oberhof) mit den Plätzen 24 und 22.
Kati Wilhelm kämpfte sich beim zehnten Weltcupsieg ihrer Laufbahn mit der schnellsten Einzelzeit des Tages und makellosem Schießen - als einzige der 60 Starterinnen - aufs Siegertreppchen. »Dabei bin ich noch nicht topfit. Doch heute hat alles sehr gut gepasst«, staunte »Rotkäppchen« Wilhelm über sich selbst. Sie arbeitete sich über die Ränge 12, 10, 6 und 2 nach jedem Schießen weiter nach vorn.
Allerdings hatte sie sich auf der Schlussrunde der harten Gegenwehr von Andrea Henkel zu erwehren, die mit den Zweitski ihrer Zimmer-Kollegin Martina Glagow lief. »Die waren besser als meine Erstski. Martina hat sie mir sofort ausgeliehen«, sagte die Thüringerin, die am letzten Anstieg sogar attackierte. »Eigentlich wollte ich nicht an Kati vorbei, die ständig Führungsarbeit geleistet hat, sondern nur Platz drei sichern.«
Uschi Disl trauerte dem zwei Kilometer vor dem Ziel vergebenen 31. Weltcup-Erfolg nicht nach. »Der Sieg am Vortag hatte mich schon überrascht, weil ich mich nach dem harten Training noch müde fühle. Beim letzten Schießen hatte ich weiche Knie. Und das Gelbe Trikot ist doch ein schönes Trostpflaster für den entgangenen Podestplatz.«
Die jungen deutschen Männer ohne die noch pausierenden vorjährigen Staffel-Weltmeister Sven Fischer (Oberhof), Michael Greis (Nesselwang) und Ricco Groß (Ruhpolding) vergaben in beiden Rennen im Stehendschießen die Chance auf bessere Platzierungen. »Ich hätte mir schon gewünscht, dass ein paar Plätze unter den ersten 15 und damit olympische Teilnormen heraus gesprungen wären. Trotzdem bin ich nicht unzufrieden, weil die Burschen einen großen Drang noch vorn haben. In beiden Rennen waren sie bis zur Hälfte fantastisch. Am Samstag hätten sowohl Michael Rösch als auch Alexander Wolf und Carsten Pump mit einem Schießfehler weniger die Olympia-Norm geschafft«, sagte Bundestrainer Frank Ullrich.

Artikel vom 28.11.2005