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Nervensäge wird bei SAT.1
»Karaoke-Morning-Star«

Singender ThyssenKrupp-Arbeiter im Dienst überrascht

Von Markus Poch (Text und Foto)
Brackwede (WB). Unfreiwillig kommt der Gellershagener Christian Scheel zu einem Live-Auftritt im Programm des Fernsehsenders SAT.1: Der Industriekaufmann bei »ThyssenKrupp« in Brackwede hat meistens gute Laune und singt dann gerne am Arbeitsplatz. Das trieb seine Mitarbeiter zur Weißglut.

Die haben ihn jetzt als Karaoke-Sänger bei SAT.1 angemeldet, »damit er sich mal so richtig entfalten kann...«, erklärt Arbeitskollege Nils Grotelüschen, der die Aktion als spaßigen Denkzettel betrachtet. Er und seine Kollegen konnten die permanente Singerei nicht länger ertragen. Ob es nun »Schmidtchen Schleicher« ist, »Spiderman« oder ein beliebiger Ohrwurm aus dem Autoradio auf dem Weg zur Arbeit - der 23-Jährige und seine Stimmbänder halten alle auf Trab. »Manchmal trällert der sogar die blödesten Klingeltöne seines Handys nach...«, klagen seine Büronachbarn. Unter ihnen ist auch Manfred Lonnemann, der ehemalige Fußball-Profi der Bielefelder Arminia: »Man kann dem Singsang einfach nicht ausweichen«, sagt er. Aber was genau kommt auf den nervigen Dauersänger zu?
Im Rahmen seines allmorgendlichen Frühstücksfernsehens kürt SAT.1 seit 14 Tagen dreimal pro Woche den »Karaoke-Morning-Star«. Dazu werden bundesweit Freiwillige gesucht. Mehr als 4 000 Sänger haben sich seit Mitte November bereits beworben. Die besten, witzigsten oder vielversprechendsten Bewerber bekommen Besuch von SAT.1-Moderator Christian Dittborn. So ging es gestern auch der Bielefelder Nervensäge: Dittborn und sein Kamerateam kamen aus Berlin angereist, überraschten den Sänger am Arbeitsplatz und überbrachten die Einladung ins SAT.1-Fernsehstudio. Dort ist Christian Scheel an einem Morgen in der zweiten Dezemberwoche zuerst um 6.30 Uhr in einem Interview und einem kurzen Einspielfilm, später noch mal um 8.30 Uhr live mit einer Gesangseinlage im SAT.1-Programm sehen - zu Playback, eben im Karaoke-Stil. Den Song bestimmt der Sender. Es bleiben ihm knapp zwei Stunden zum Üben...
»Da habt Ihr mir ja ganz schön was eingebrockt«, sagte ein unsicher lächelnder »Karaoke-Morning-Star« zu den lieben Kollegen. Offenbar war er sich der Auswirkungen seiner Kehlkopfakrobatik überhaupt nicht bewusst. Und jetzt wächst das Lampenfieber vor dem großen Fernsehauftritt...

Artikel vom 25.11.2005