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Rost will endlich einen Titel

Schon seit 2002 die Nummer 1 - aber noch kein Mal mit Schalke Erster

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Werder kommt. Und wenn Frank Rost vor dem Duell gegen seinen alten Arbeitgeber auf die Oberhaus-Tabelle blickt, dann muss er feststellen: Die Bremer dürfen in der »Veltins-Arena« sogar verlieren - und stehen danach immer noch mit vier Punkten vor dem FC Schalke 04.
Immer voll engagiert: Schalkes Frank Rost.

Als der Torwart damals, im Sommer 2002, an der Weser seine Koffer packte und im Revier anheuerte, da hatte er sich das natürlich ganz anders vorgestellt. Die »Königsblauen« in ihrem neuen WM-Stadion, das war ein Verein der Zukunft. Da würde er Titel gewinnen und sich außerdem für die Nationalmannschaft und die WM 2006 empfehlen können.
Irrtum, Herr Rost. Er steht jetzt schon die vierte Saison zwischen den Schalker Pfosten, aber eine Trophäe durfte er noch nicht hoch halten. Und für die Spielzeit 2005/2006 sind die Aussichten ebenfalls bereits stark minimiert. Im DFB-Pokal flogen sie in Frankfurt raus, in der Liga liegen sie schon 12 Punkte hinter Spitzenreiter FC Bayern München. Aussichtslos.
Bleibt allein die internationale Chance. Hier steht die Achtelfinal-Qualifikation in der Champions League gegen den AC Mailand aber ziemlich auf der Kippe. Dafür haben sie immerhin die weitere Teilnahme am Uefa-Cup schon in der Tasche. Für einen wie Rost aber vorerst nur ein bescheidener Trostpreis: »Ich bin 2002 zum FC Schalke 04 gewechselt, weil ich Titel gewinnen wollte.«
Der große Griff ging bisher regelmäßig daneben. Auch die WM-Aktien sind stark gefallen. Schalkes Nummer 1 rangiert auf der Liste von Bundestrainer Jürgen Klinsmann höchstens noch auf Platz 5 oder 6. Und mit seinen 33 Jahren zählt Rost ja nun nicht mehr zu den Schlussleuten, denen nach der WM die Zukunft gehört.
Deshalb blickt er mit ziemlich finsterer Miene zurück in seine königsblaue Vergangenheit: »Ich möchte einmal erleben, dass wir hier eine konstante Saison abliefern.« Höhenflügen folgten regelmäßig Abstürze. Und der Torwart war dann meistens der Dumme. Ihm hauten sie die Bude voll. Wie beim peinlichen 0:6 im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt.
Danach gab es eine Krisensitzung mit den Führungsspielern. Manager Rudi Assauer lud gleich ein halbes Dutzend Kicker vor. Doch Rost, immerhin noch stellvertretender Kapitän, er war nicht dabei. Warum? Seine Vermutung: »Ich weiß, dass ich im Kollegenkreis nicht ganz viele Freunde habe. Vielleicht wäre ich in dieser Runde wieder einmal etwas zu deutlich geworden.«
Denn Rost redet Klartext. Den hören einige Schalker Profis nicht so gern - wenn sie ihn denn überhaupt verstehen. Die »Königsblauen« stellen nämlich eine Legionärs-Truppe mit Spielern aus neun Ländern. Als Rost nach einer Partie ironisch verkündete: »Ich bin stolz, heute der einzige Deutsche in der Schalker Mannschaft gewesen zu sein« - da kam das bei seinen ausländischen Mitarbeitern nicht so besonders gut an.
»Ich habe daraus gelernt«, sagt er. Rost rastet nicht mehr so schnell aus. Aber seine Meinung, die vertritt er weiter. Konsequent. So kann er das Gejammere und die Ausrede vom angeblich »großen Druck« nicht mehr hören: »Die Bayern haben vom 1. bis zum 34. Spieltag Stress. Jedes Jahr. Die packen das auch. Wer bei uns der Belastung nicht gewachsen ist, der darf dann eben nicht für den FC Schalke 04 spielen. Wir haben schließlich große Ziele.«
Aber seit die Nummer 1 für diese Mannschaft Tore verhindert, waren sie noch keinmal »Erster«. Es wird also höchste Zeit. Denn Rost will im königsblauen Kasten keinen Rost ansetzen, er möchte einen endlich einen Titel. Er will gewinnen. Immer. Vor allem an diesem 14. Spieltag gegen seinen alten Verein. Werder kommt.

Artikel vom 26.11.2005