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Familie Eisbär in
faszinierenden Bildern

Bielefelder gewinnt internationalen Foto-Wettbewerb

Bielefeld (hu). Eine Eisbärmutter führt ihr Junges aus der Höhle, liebevoll spielen beide miteinander. Nur wenige Sekunden bleiben Thorsten Milse, um diesen einmaligen Moment festzuhalten - nach dem er mehrere Stunden bei eisiger Kälte in der kanadischen Wildnis ausgeharrt hat. Das Foto, das der Bielefelder Natur- und Tierfotograf von dieser Szene schießen konnte, zählt zu den weltweit besten Tieraufnahmen des Jahres.

Bei dem Wettbewerb »Nature's Best Photo-Competition 2005« des gleichnamigen renommierten amerikanischen Magazins gewann Milse mit dem Bild den Gesamtpreis und setzte sich damit gegen 12 000 Einsendungen aus 27 Ländern durch. Aufgenommen hat er das Siegerfoto im Wapusk Nationalpark in der Provinz Manitoba, der unmittelbar an der Hudson Bay liegt. »Wapusk bedeutet Ýweißer BärÜ in der Sprache der Cree-Indianer, die in der Region beheimatet sind«, erklärt Milse, der bereits seit 15 Jahren Natur- und Tiermotive fotografiert.
Als ihm das außergewöhnliche Foto gelang, war er bereits zum zweiten Mal in der Region, die weltweit einzigartig ist. Einzigartig, weil dort jedes Jahr 1500 bis 2000 weibliche Eisbären ihre Jungen zur Welt bringen. Aufspüren kann man sie jedoch nur mit einer speziellen Genehmigung der kanadischen Regierung - und mit Hilfe eines erfahrenen Begleiters, erklärt Milse. »Ich war mit Morris Spence unterwegs, einem Cree-Indianer, dessen Trapper-Land in den Nationalpark hinein reicht. Er hat die jahrelange Erfahrung und das richtige Gespür, wo sich die Bärinnen aufhalten könnten.«
Dennoch ist es auch immer wieder Glücksache, die bis zu 600 Kilogramm schweren Tiere tatsächlich zu Gesicht zu bekommen - und dass die Bedingungen für ein gelungenes Fotos stimmen. Rund zwei Stunden musste Thorsten Milse warten, bis sich die Eisbärenmutter mit ihrem Nachwuchs hinter einer etwa 85 Meter entfernten Schneewehe zeigte. Zwei Stunden, die er bei Minus 30 Grad Celsius voll konzentriert bleiben musste. Denn der Augenblick war in wenigen Sekunden vorbei. »Plötzlich tauchte die Bärin auf. Etwa sechs Bilder habe ich machen können, doch nur eines zeigt sie mit ihrem Nachwuchs in genau dieser Position«, schildert der Fotograf die Szene.
Angst, dass die Bärin aggressiv werden könnte, hatte er nicht. Denn der Mutterinstinkt sei bei den Tieren so stark ausgeprägt, dass sie ihre Jungen nicht alleine lassen - nicht einmal, um den menschlichen »Eindringling« zu vertreiben.
Derzeit sind Eisbären Thorsten Milse Lieblingsmotive. Denn neben dem ersten Preis bei der »Nature's Best-Competition« hat er auch bei dem weltweit größten Fotowettbewerb für Naturfotografen der englischen BBC, dem »Wildlife Photographer of the Year 2005«, den zweiten Platz in der Kategorie »Verhalten von Säugetieren« belegt - mit einem Eisbären-Foto.
Doch nicht nur in der arktischen Kälte war der Bielefelder, der hauptberuflich als Berater für digitales Fotomanagement in einem Bielefelder Fachgeschäft arbeitet, schon unterwegs, auch Tiger in Indien und Leoparden in Afrika hat er schon fotografiert. »Das Verhalten von Raubtieren in ihrer natürlichen Umgebung ist faszinierend. Die Spannung rührt daher, dass allein die Tiere bestimmen, unter welchen Bedingungen ich ein Bild machen kann.« In zahlreichen bekannten Foto-Magazinen hat er seine Aufnahmen bislang veröffentlicht.
Das nächste Reiseziel steht für Milse schon fest. Im Februar geht es erneut an die Hudson Bay, auf der Suche nach Eisbären. Denn ebenfalls in Planung ist bereits ein Bildband über die gewaltigen Tiere, den er veröffentlichen möchte. Bis dahin können Eisbär-Freunde Milses Bilder als Postkarten oder Fotos im Naturkundemuseum »namu« an der Kreuzstraße kaufen.
Weitere Informationen zu den Foto-Wettbewerben gibt es im Internet unter
www.naturesbestmagazine.com www.bbcwildlifemagazine.com

Artikel vom 24.11.2005