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Noch ein Finale in Mailand

FC Schalke 04 sicher Uefa-Cup - und die Fans träumen schon von Paris

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). »Paris, Paris, wir fahren nach Paris!« Die Schalker Fans träumen bereits vom Finale in der Champions League am 17. Mai 2006. Aber zunächst müssen die »Königsblauen« in Mailand antreten. Und dieses Abschluss-Duell der Gruppe E gegen den AC könnte schon das »Aus« sein. Endspiel und Endstation.

An das Giuseppe-Meazza-Stadion haben die Schalker aber nur die besten Erinnerungen. Hier feierten sie im Mai 1997 schließlich ihren bisher einzigen internationalen Erfolg: Den Uefa-Cup-Triumph gegen Inter. Jetzt wird Mailand also wieder zur finalen Entscheidungsstätte, doch Rudi Assauer dämpfte nach dem 3:0 gegen den PSV Eindhoven die Erwartungen: »Sicher, die Chance ist da. Aber ich bin Realist. Das wird ganz, ganz schwer. Sehr wahrscheinlich landen wir auf dem dritten Platz.«
Der Manager, der Abschreiber des Monats. Denn vor Tagen hatte er in Köln schon den Meistertitel abgehakt, jetzt traut er seiner Mannschaft auch in der Königsklasse den Einzug in die nächste Runde nicht mehr so richtig zu.
Trainer und Spieler würden ihn am 6. Dezember (live Sat.1.) zu gern widerlegen. »Den Döner-Cup haben wir schon erreicht, jetzt wollen wir noch einen Schritt weiter gehen«, fordert Frank Rost. Mit dem Döner-Cup meinte der Torwart die sichere Qualifikation für die nächste Uefa-Cup-Runde - egal wie der letzte Champions-League-Spieltag auch ausgeht.
Der bietet in der Gruppe E immer noch viele Möglichkeiten. Die Schalker stehen im Achtelfinale der Königsklasse, wenn sie in Mailand gewinnen. Und wenn sie 3:3, 4:4 oder sogar 5:5 spielen. Sie blieben selbst bei einer Niederlage gegen Milan im Rennen, falls Fenerbahce Istanbul in Eindhoven gewinnen würde. Eine verrückte Gruppe, in der bis zum letzten Abpfiff »addiert« werden muss.
Ralf Rangnick rechnet allerdings nicht mehr damit, dass die Türken in den Niederlanden einen »Dreier« buchen könnten: »Ich gehe davon aus: Wir müssen unser Spiel in Mailand gewinnen, dann sind wir sicher durch. Auf ein hohes Unentschieden zu spielen, das schaffen wir sowieso nicht.« Warum eigentlich nicht? In der Liga hat Schalke immerhin schon 7 Remis auf dem Konto, in der Champions-League gingen die Duelle gegen Milan (2:2) und Fenerbahce (3:3) auch mit Punkteteilungen zu Ende. Wobei Rangnick das 3:3 von Istanbul immer noch ärgert: »Da mussten wir gewinnen. Dann wären wir jetzt schon am Ziel.«
So aber ist es möglich, dass Eindhoven mit einem Torkonto von 3:5 (bei einem 1:0-Sieg gegen Fenerbahce) ins Achtelfinale rutscht - und die trefflichen Schalker, die bis jetzt schon zehn Tore erzielten, im Falle einer Niederlage in Mailand noch auf Platz drei zurück fallen.
Für die drei Tore gegen Eindhoven war ein Profi zuständig, der auch in seinem dritten Jahr den Dienst in den Reihen der »Königsblauen« ebenso zuverlässig wie unauffällig versieht. Und jetzt: Lewan Kobiaschwili, der gefeierte Torjäger. Das gab's noch nie. Zwei Elfmeter und ein Abstauber. So wird man zum Helden des Abends.
»Das war die größte Tat in meiner Karriere«, freute sich der Georgier, der erstmals in der Arena (»Kobi, Kobi«) ganz allein gefeiert wurde. Ja, sie meinten mit ihrem lauten »Dankeschön« wirklich ihn, den so leisen Profi, von dem Zimmerkollege Hamit Altintop sagt: »Wenn ich keine Frage gestellt habe, hat bei uns gar keiner gesprochen.«
Nach dem 3:0 hat Kobiaschwili dann aber doch noch einen Satz gesagt. Ungefragt. Denn so sieht er das Gruppen-Finale in Mailand: »Es ist noch alles drin, wenn wir einen guten Tag erwischen.« Wie er an diesem 23. November 2005.
PSV-Trainer Guus Hiddink erwartet dagegen von seiner Mannschaft am 6. Dezember beim Duell mit Fenerbahce keine Gala-Vorstellung und schon lange kein Schützenfest: »In meiner Elf fehlt ein Knipser.« Aber den Achtelfinal-Schalter können sie trotzdem umlegen. Ein 1:0, das reicht schon.

Artikel vom 25.11.2005