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Hundefell wird
zu Mützen verarbeitet

Millionen tote Tiere aus China

Von Dietmar Kemper
Paderborn/Bonn (WB). Der »Wolf aus Asien« war in Wirklichkeit ein Schäferhund. Mit irreführenden Angaben täuschen Hersteller und Lieferanten von Jacken, Mützen oder Decken die Verbraucher. Wenn die wüssten, dass sie das Fell von getöteten Hunden und Katzen im Winter warm hält, würden sie die Kleidung nicht kaufen.
In Asien werden Hunde als Handelsgut betrachtet. Foto: Reuters
»Wer Rheuma-Decken aus Fell angeboten bekommt, sollte hellhörig werden«, warnt die Paderborner Tierschützerin Gudrun Lumpp: »Sie ist bestimmt aus Katzenfell.« Bei Hundefellen wiederum werde alles getan, um die wahre Herkunft zu verschleiern: »Im Etikett steht dann zum Beispiel Gaewolf.« Lumpp leitet den Tierhort Albert Schweitzer in Paderborn-Benhausen.
Importe von Hunde- und Katzenfellen nehmen in Deutschland zu, sagte Steffen Seckler vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn dieser Zeitung. Millionen Tiere würden für den europäischen und japanischen Markt getötet, Deutschland sei der größte Importeur von Katzenfellen aus China. Außerdem kommen die Felle aus Thailand und Vietnam. Nach Erkenntnissen des Tierschutzbundes werden auf dem deutschen Markt jedes Jahr schätzungsweise bis zu 30 000 so genannte »Katzentafeln« abgesetzt. Dabei ergeben 10 bis 16 zusammengenähte Einzelfelle eine Tafel.
Viele Verbraucher wissen gar nicht, dass sie die Überreste von Haustieren tragen. Hundefelle werden beispielsweise als »Lammleder« oder »echt Pelz« deklariert oder mit Büffelfellen gemischt, Katzenfelle als Pelz von Wildkatzen getarnt. Verarbeitet wird das Fell zu Rheuma-Decken, Mützen, Kragen, Ärmelbesatz, Handschuhen und Tascheninnenfutter. Weil es sich von anderen Pelzarten nur schwer unterscheiden lässt, weiß oft selbst das Verkaufspersonal nicht Bescheid.
Die Gesetzeslage ist eindeutig: Weder in den 15 alten, noch in den vor einem Jahr hinzu gekommenen osteuropäischen Staaten der EU dürfen Hunde und Katzen ihres Felles wegen gehalten werden. Gleichwohl ist die Einfuhr in Deutschland erlaubt. Der Deutsche Tierschutzbund warnt: »Auch Kleinzubehör wie Fuchsschwänze, Schlüsselanhänger oder Stofffigürchen ist verdächtig.«
Seit 2003 gebe es eine freiwillige Kennzeichnungsregelung der IFTF (International Fur Trade Federation), wonach auf dem Etikett von Pelzwaren die nationale, die lateinische und die englische Bezeichnung der Pelztierarten stehen sollen. Dabei würden aber nur gängige Pelztierarten gekennzeichnet, nicht Hunde- und Katzenfell, beklagt Seckler.
Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein Importverbot von Hunde- und Katzenfellen und einen generellen Einfuhrstopp für Pelz- und Lederprodukte, für die nicht lückenlos die Herkunft und Tierart nachgewiesen werden kann. Gudrun Lumpp appelliert an die Verbraucher, keine Pelze zu kaufen: »Zeigen Sie Herz und bleiben Sie trotz der Kälte warmherzig.«

Artikel vom 08.12.2005