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Auf dem Kopf ein Bommel oder Zopf

Stoffgeweih und Ohrenschützer: Phantasievoll gestaltete Mützen sind angesagt

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Fest auf dem Kopf sollte sie schon sitzen, die Mütze. Denn wenn ein Winterwindhauch genügt, um sie fortzuwehen, hat sie ja keinen Wert, die Mütze. Jedenfalls liegt sie bei Bielefeldern voll im Trend, die Mütze.

Kommt ein Skiläufer in den Laden und sagt, ich hätt' gern 'ne Mütze, sagt die Verkäuferin zu ihm, nehm' Se zur Sicherheit 'nen Helm, aber ziehn Se doch was Putziges darüber. Denn der Renner bei Kindern wie bei Erwachsenen - Ab! So! Lut! Cool! - ist der »Helmüberzieher«, ein strumpfhosenartiges Gespinst mit Fühlern, wie sie von der Biene Maja wippen. Oder eines mit dem Geweih von Rentier Rudolph Rednose.
Sicherheit und tierischen Chic kann der Wintersportler also kombinieren, und genau das empfiehlt ihm auch Ina Zimmat, Juniorchefin von Sport Schlepper am Niederwall. In der Regel aber wünschen die Kunden eine kleidsame Kopfbedeckung für alle Tage. Bitte was Auffälliges! »Dafür sind die ÝLappland-MützenÜ ideal«, meint Ina Zimmat. Die haben Ohrenklappen, an denen allerliebste Zöpfchen hängen. Man geht nicht mehr ohne. Auch Luisa Jürgen-Lohmann (15) nicht; kokett dreht sie an den Flechtfortsätzen.
»In diese hier hab ich mich, obwohl ich sonst eher ohne Mütze gehe, ein bisschen verliebt«, gesteht Isabell Exner (16) und streift sich ein himmelblaues Strickmodell mit seitlichen Bommeln übers Blondhaar. »Gemustert muss es sein, wenn es den Mädels gefallen soll, aber dezent in den Farben wäre auch schön«, meint Ina Zimmat. Isabells Freundin Desirée Diering (15) hat ein dick gefüttertes Exemplar gewählt, aus dem ungebändigtes Kraushaar hervorwuchert: frech.
Wir Jungs sind eher stumpf, wir bevorzugen, ob's stürmt oder schneit, ob die Sonne uns lacht, die schlichte Rollstrickware (ohne Krempe) und die meerblauen bis orkanschwarzen Seemannsmützen. Ältere Semester übrigens stehen keineswegs abseits, denn auch 50-Jährige greifen zu phantasievollen Kreationen. Brigitte Kosfeld von Sport Schlepper führt ein »Buff« vor, einen elastischen Schlauch, den der Trendsetter übers Haupt stülpt und seitlich verknotet - »fertig ist das Piratentuch!« Sieht auf männlichen Kantschädeln verwegen, auf zarten Frolleinköpfchen verrucht aus.
Je nach Qualität, leicht gewebt oder mit dickem Vleece gefüttert, muss der Kunde 15 bis 50 Euro berappen. Als Doppelset - Mütze plus Schal - ist das Ganze eine weihnachtliche Geschenkidee. Bevor Barhäuptige jetzt eilig losrennen, mögen sie zweierlei beachten: Stirnbänder können das form- und farbschöne »Buff« nicht ersetzen. »Russenmützen« wiederum, diese fellbeklappten Ledermonster, sind ganz furchtbar megaout!
Und was sagt die Medizin zum Thema? »Wer sich leicht erkältet, fährt mit einer Mütze gut«, sagt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Ulrich Brinkkötter. Ferner empfiehlt er Kindern, die Probleme mit Mittelohrentzündungen haben, ein Mützchen aufzusetzen. »Und wer schnell joggt, muss darauf achten, dass die Gehörgänge nicht feucht werden - da würde ich auch zur Mütze greifen.«
Die einzige Haube, die im Sturm wegfliegen darf, ist »Die Weihnachtsmütze«. Unter diesem Titel hat die Bielefelderin Sabine Lipan ein neues Kinderbuch geschrieben, in dem eine verwehte Kopfbedeckung einsame Menschen unterm Christbaum zusammenführt. Ja, ja, sie hat eben auch eine soziale Funktion, die gute alte Mütze.

Artikel vom 24.11.2005