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Kapitän ohne
Platz im Kader

Paderborn: Stefulj will eine Chance

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Es ist still geworden um den Kapitän des SC Paderborn 07. Am 14. August stand der lange verletzte Danijel Stefulj zum letzten Mal im Kader und hockt seitdem nur noch als Zuschauer auf der Tribüne. Eine Besserung ist nicht in Sicht, zumindest die Hinrunde hat der Kroate bereits abgehakt: »Bis zur Winterpause wird sich für mich nichts mehr ändern.«

Trainer Jos Luhukay wirft dem Ex-Erstligaspieler, der im Sommer von Hannover 96 kam, vor, im Training nicht alles zu geben. »Danijel investiert nicht genug. Er zeigt viel zu wenig Aggressivität und Zweikampfstärke«, urteilte Jos Luhukay bereits vor zwei Wochen öffentlich.
Eine Sichtweise, die der frühere Nationalspieler (zwei Einsätze) nicht nachvollziehen kann: »Ich gebe immer 100 Prozent, aber Training und Spiel sind nicht das gleiche. Wenn ich im Spiel keine Chance bekomme, kann ich auch nicht zeigen, was ich drauf habe.«
Entzündung der Achillessehne, Adduktorenzerrungen auf der linken und rechten Seite - insgesamt drei Monate fiel der 32-Jährige aus und verpasste die Phase, in der sich der kleine Neuling SC Paderborn 07 vom Abstiegskandidaten Nummer eins zum Überraschungsteam der 2. Liga mauserte. Eine tolle Entwicklung, die aber Stefuljs Chancen auf einen Stammplatz auf ein Minimum senkten. »Warum sollte der Trainer wechseln?«, ist dem 111-fachen Bundesligaspieler (16 Tore) die schwierige Situation durchaus bewusst: Das Team siegt, bietet einen sehr attraktiven Fußball und niemand fragt deshalb nach dem Spielführer. Für Stefulj ein Teufelskreis: »Spielpraxis kann ich nur über Kurzeinsätze bekommen. Spiele im Förderteam haben nicht das nötige Niveau, die nutzen mir nichts. Da kann ich meine Qualität nicht zeigen.«
Wie es jetzt weiter gehen soll, weiß der zweifache Familienvater auch nicht, zumal er für sich als Kapitän eine Sonderstellung im Kader beansprucht. Fünf bis sechs Wochen tägliches Training habe ihm Luhukay verordnet, erst dann sei er wieder in einem körperlichen Zustand, der Zweitligaansprüchen genügt. Für Stefulj ein viel zu langer Zeitraum. »Bin ich zum Spielen oder Trainieren hier her gekommen? Wie soll man sich da motivieren?«
Nervös werde er angesichts der prekären Lage allerdings nicht, im Fußball sei sehr schnell sehr viel möglich. Ähnlich wie der Trainer, will aber auch der Mittelfeldspieler, der beim SCP 07 noch bis zum 30. Juni 2007 unter Vertrag steht, in der Winterpause das Gespräch suchen und über seine persönlichen Zukunftschancen reden.
Denn eines weiß der Profi, der im Spätherbst seiner Karriere angekommen ist, auch: »Solange ich nicht im Kader stehe, verliere ich alles. Geld, Spielpraxis und meinen Ruf als Bundesligaspieler.«

Artikel vom 23.11.2005