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Auch die Eule erwartet Schnee

Tierpark Olderdissen »winterfest« - Fußbodenheizung für den Reiher

Von Gerhard Hülsegge
Gadderbaum (WB). Gemächlich trotten die Braunbären Alma und Max in ihrem Gehege umher. Gämse und Steinbock sind bestrebt, sich zu paaren. Tierpflegerin Christine Meyer (29) und Jahrespraktikantin Jacqueline Wietelmann (16) schneiden den Hartriegel kurz. Es ist unübersehbar: Auch im Tierpark Olderdissen bereitet man sich auf den Winter vor.

»Rüben und Kartoffeln haben wir schon eingelagert, damit unser Wild, die Rinder und die Pferde genügend Saftfutter bekommen, auch wenn das Gras nicht mehr wächst«, erklärt Haupttierpfleger Hartmut Stiller. Für die Raubtiere sind Fleisch und Fisch das ganze Jahr über vorrätig. Die Tränkanlagen werden vom 44-Jährigen dieser Tage auf Heizung umgestellt. Transformatoren fahren die Heizspiralen an.
Der erste Frost war schließlich schon da. Das Reihergehege verfügt über Fußbodenheizung. Die Limiholen (Wattvögel) sind schon ins Winterhaus umgezogen. Dort ist es mollig warm, bis zu 22 Grad Celsius. Blauracken, Singdrosseln und Lerchen müssen auch nicht frieren. Die Murmeltiere halten ihren Winterschlaf. Die Schnee-Eule lässt der ganze Rummel kalt, selbst wenn die Menschen ins Schwitzen kommen.
Zehn Kollegen des städtischen Umweltbetriebes unterstützen Stiller bei seiner Arbeit, die zurzeit auch Reparaturen und Verschönerungen beinhaltet. Die Wasserbecken werden gereinigt, neue Bäume im Gehege gepflanzt. Dazu kommt die Laub-Grundreinigung und die Klauenpflege, damit sich keine Bakterien einnisten.
Bis zum 15. Dezember müssen zum Schutz vor der Vogelgrippe nicht nur Hühner »unter Verschluss« gehalten werden. Auch das Wassergeflügel soll nicht mit möglichen Krankheitsüberträgern in Berührung kommen. Von den frei fliegenden Wildenten am Teich werden regelmäßig Kotproben genommen, um zu kontrollieren, ob sie von dem Virus befallen sind.
Die Tiergruppen werden während der Wintermonate bewusst verkleinert. Wildhasen, Rot- und Dammwild können sogar käuflich erworben werden - lebend wie auch für das Weihnachtsmenü und vier Euro das Kilo. Es gibt genügend Nachwuchs. Derweil genießen Brandgänse und Spießenten das erfrischende Bad, um anschließend wie der Graureiher unterm Rotlicht zu »relaxen«.
Es ist ruhiger geworden rund um den Meierhof im Gadderbaumer Johannistal. Rund 500000 Besucher tummeln sich jährlich auf dem 15 Hektar großen Areal, um die 450 Tiere in 100 Arten kostenfrei zu bestaunen. Die meisten kommen natürlich in der warmen Jahreszeit. Auch wenn der Tierpark, der immerhin schon seit 75 Jahren besteht, mit einladender Gastronomie und 450 neu angelegten Parkplätzen im Winter ebenfalls seine Reize hat.
Wer die Adventszeit für einen Besuch bei Zuchtesel »Tommy« oder den Hochlandrindern nutzt, wird vielleicht gar nicht merken, dass etwas fehlt. Ein Wildkatzen-Pärchen ist vorgestern zur Nachzucht an den Tierpark Düsseldorf abgegeben worden. Die nächsten ihrer Art gibt es erst wieder im Solling. Dafür gibt es am Teuto einen anderen Blickfang: die Hütte mit Weihnachtsbaum und Schlitten gleich neben dem »Hochzeitsgang« für das weibliche Rotwild. Und der Schnee kann kommen...

Artikel vom 25.11.2005