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Friedhofsflächen verkaufen,
Gräber bezahlbar machen

Kleine, pflegeleichte Anlagen liegen zurzeit im Trend

Bielefeld (bp). »Wir wollen von unserem vergleichsweise hohen Gebührenniveau herunter, Grabstätten bezahlbar machen,« betont Klaus Kugler-Schuckmann, als 1. Werkleiter des Umweltbetriebes auch für die 20 städtischen Friedhöfe zuständig. Gearbeitet werde zurzeit an einem neuen Gebührenmodell, zudem habe man das Ziel, die Gesamtfriedhofsflächen in Bielefeld - möglichst durch den Verkauf überschüssiger Grundstücke - zu verkleinern.

Kugler-Schuckmann: »Wir wollen Rücklagen schaffen und damit ebenfalls die Gebühren entlasten.« Finanzielle Rücklagen zu schaffen, sei früher einfach »bei den Friedhofsverwaltungen auch in anderen Städten nicht üblich gewesen«. Stattdessen habe man »auf Vorrat« Flächen aufgekauft, um die Friedhöfe jederzeit vergrößern zu können. Zu groß seien, so Kugler-Schuckmann, zum Beispiel Sennefriedhof, und die Friedhöfe Quelle und Kirchdornberg. Dort seien so genannte Erwartungsflächen ausgewiesen worden, als große Neubaugebiete entstanden seien. Man sei immer von einem Bevölkerungszuwachs ausgegangen. Auch, wenn in Bielefeld kein extremer Rückgang der Einwohnerzahl zu erwarten sei, müsse man reagieren. Aber, so Kugler-Schuckmann, »es muss sich rechnen«.
Geplant sei, eine 5,6 Hektar große Fläche des Sennefriedhofes zu veräußern, in Kirchdornberg eine 1,4 Hektar große so genannte Erweiterungsfläche, Erweiterungsflächen in Quelle und Sieker. Kleinere Areale habe man bereits verkauft, so zum Beispiel 400 Quadratmeter des Friedhofes Schildesche, die dem Baugebiet Niederfeldstraße zugeschlagen worden seien oder 940 Quadratmeter des Johannisfriedhofes.
Zudem sei man dabei, alle städtischen Friedhöfe exakt zu vermessen; dabei stehen noch die Friedhöfe Quelle, Theesen und Ubbedissen aus. Inzwischen, so Kugler-Schuckmann, sei auch jede Grabstätte EDV-erfasst: »Bislang gab es nur Karteikarten.« Ein Baumkataster wurde angelegt. Bestimmt würde auf Empfehlung des Städtetages auch das öffentliche Grün auf den Friedhöfen - deren Anteil wirke sich auch die Höhe der Gebühren aus, weil das öffentliche Grün von der Stadt gepflegt werden müsse.
Auch beim Angebot reagiere man auf die Wünsche der Bevölkerung: So gebe es Urnenstelen, rasen- und botanische Pflegegräber für Erd- und Urnenbestattungen, Baumbestattungen, Aschestreufelder, Aschegrabfelder. Kugler-Schuckmann weiß: »Gefragt sind pflegeleichte Grabanlagen mit weniger Fläche als früher.« Man arbeite zudem an einem neuen Gebührenmodell, das Grabstätten bezahlbarer mache. Kugler-Schuckmann nennt ein Beispiel: »Bislang muss eine Vier-Lagen-Grabstätte komplett bezahlt werden, auch wenn nur eine Fläche genutzt wird. Wir planen, dass die Grabstätte nach Bedarf gezahlt werden kann, aber von Anfang an ganz gepflegt werden muss.«
Wenn alle Maßnahmen umgesetzt würden, müsse der Umweltbetrieb »erst einmal eine Durststrecke« überwinden. Kugler-Schuckmann: »Aber letztendlich kommt die Umstellung allen Seiten zugute.«

Artikel vom 24.11.2005