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Die pfälzische
Charm-Variante

Lautern holt Wunschtrainer Wolf

Kaiserslautern (dpa). Der beim 1. FC Nürnberg entlassene Wolfgang Wolf soll den 1. FC Kaiserslautern aus der Krise führen. Drei Wochen nach seinem Rauswurf beim »Club« unterschrieb der 48- Jährige gestern Abend einen bis 2008 datierten Vertrag als Trainer beim Bundesliga-Schlusslicht.

»Ich freue mich, wieder zurück zu sein. Natürlich ist das keine einfache Aufgabe. Aber wenn wir hier in der Region alle zusammenrücken, dann können wir gemeinsam den Klassenerhalt packen«, sagte Wolf, dessen Verpflichtung der Aufsichtsrat einstimmig zustimmte.
Der Pfälzer folgt Michael Henke nach, der am Samstag im Anschluss an die 1:3-Heimpleite gegen Wolfs alten Verein entlassen worden war. Damit hat der 1. FC Kaiserslautern eine wichtige Personalie zügig gelöst und kann sich nun auf die Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden René C. Jäggi konzentriere
Wolf wird heute bereits der Öffentlichkeit präsentiert und danach das erste Training beim Tabellenletzten leiten. Für »einen solchen Verein« wäre der Klassenerhalt »unheimlich wichtig«, erklärte Wolf wenige Stunden vor seinem Amtsantritt. Trotz der Turbulenzen bei den »Roten Teufeln« in den vergangenen Wochen sieht Wolf seinem Engagement gelassen und zuversichtlich entgegen. »In Traditionsvereinen geht es immer mal etwas wild zu. Ich bin Pfälzer, natürlich hängt mein Herz an meinem Heimatverein«, sagte der Lauterer Ex-Profi, der von 1978 bis 1988 in 248 Bundesliga-Spielen das Trikot des dreimaligen deutschen Meisters getragen hatte.
Erstaunlich an der Verpflichtung Wolfs ist lediglich die lange Vertragsdauer. Der Aufsichtsratsvorsitzende Walter Ruda, der gemeinsam mit Marschall für die Trainerfindung verantwortlich war, hatte finanzielle Risiken ausgeschlossen.
Auch bei den Spielern galt Wolf als erste Wahl. »Die Leute dürsten nach jemandem, der von hier ist und die Situation im Abstiegskampf kennt. Wolf ist so einer«, erklärte FCK-Mittelfeldspieler Thomas Riedl. Marschall bezeichnete die Verpflichtung des Pfälzers, der vom frustrierten Publikum sicher positiv angenommen wird, als eine »Variante mit Charme«.
In den Fokus gerät nun die Suche nach einem Jäggi-Nachfolger. Ein möglicher Kandidat wäre das ehemalige Idol Hans-Peter Briegel, der jedoch ein mögliches Engagement von personellen Konsequenzen in der Vereinsführung abhängig macht. »Einige Mitglieder des Aufsichtsrats müssen gleich mitgehen, weil es sonst zu keinem Neuanfang kommen kann. Wenn der FCK eine andere Führung hat, werde ich wieder in den Club eintreten und helfen«, sagte Briegel, der beim FCK vor zwei Jahren nach einem heftigen Streit mit Jäggi ausgestiegen war.

Artikel vom 22.11.2005