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Auch ein Nicht-Brite kann rabenschwarz sein

Der amerikanische Drehbuchautor und Regisseur Terry Gilliam wird heute 65 Jahre alt


Von Carla S. Reissman
New York (dpa). Seine herrlich absurden Animationen gehörten unverwechselbar zu den Sketchen der britischen Monty-Python-Truppe: Terry Gilliam ist der einzige Nicht-Brite der verrückten Bande. Der Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler wurde im amerikanischen Minneapolis, Minnesota, geboren. Aber er ist mindestens genauso exzentrisch wie seine britischen Kollegen, mit denen er die Comedy revolutionierte. Und er macht die Märchen der deutschen Brüder Grimm dafür verantwortlich. Heute feiert Gilliam seinen 65. Geburtstag.
Den Geschmack für das Absurde zeigte Gilliam sowohl seit 1969 bei der TV-Serie »Monty Python's Flying Circus« als auch bei den späteren Kultfilmen wie »Wunderbare Welt der Schwerkraft« (1972), »Ritter der Kokosnuss« (1974), und »Leben des Bryan« (1978), bei denen er unter anderem als Co-Regisseur, Co-Autor und Darsteller mitwirkte.
Gilliam blieb seinem anarchistischen Humor auch treu, als er sich als Drehbuchautor und Regisseur selbstständig machte. »Brazil« (1985), eine vielbeachtete Film-Satire über den futuristischen Überwachungsstaat mit Anleihen bei Orwell und Kafka, trug ihm sogar eine Oscar-Nominierung als Co-Drehbuchautor ein. Von den Kritikern hoch gelobt wurde das Großstadtmärchen »König der Fischer« (1991) über die Freundschaft eines abgehalfterten ehemaligen Radio- Moderators (Jeff Bridges) mit einem verrückten Obdachlosen und ehemaligen Geschichtslehrer (Robin Williams). Es folgte der düstere Science-Fiction-Thriller »12 Monkeys« (1995) mit Brad Pitt und Bruce Willis.
Dass das Leben jedoch mindestens so absurd sein kann wie die Ideen im Kopf von Terry Gilliam, zeigte sein fehlgeschlagenes Filmprojekt »The Man Who Killed Don Quixote« (2001). Nach sieben Jahren Vorbereitung mit drei Fehlstarts hatte er mühsam das Geld aufgetrieben und Johnny Depp engagiert. Aber diesmal ging alles schief.
Von dem schweren Schlag erholte sich Gilliam erst vor kurzen mit dem Film »Brothers Grimm« (2005) mit Heath Ledger und Matt Damon. Dabei schickt er seine Helden jedoch nicht auf große Abenteuer, sondern in den puren Horror. Die Märchen der Brüder Grimm hätten ihn geprägt, sagt er. Die Disney-Version der Märchenfiguren, die er neben den Brüdern auftreten lässt, ist eben die Gilliam'sche Art.

Artikel vom 22.11.2005