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Bratwürstchen und
Döner aus Ekelfleisch

Mehr als 140 Tonnen Ware vermutlich verdorben

Von Ernst-Wilhelm Pape
Gelsenkirchen (WB). Im neuen Fleischskandal in Nordrhein-Westfalen haben die Behörden in NRW, Niedersachsen und Hamburg mehr als 140 Tonnen Fleisch beschlagnahmt.

Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass das Fleisch verdorben und daher nicht für den Verzehr geeignet ist. Nach ersten Untersuchungen in NRW wurden in dem Fleisch aber keine gesundheitsgefährdenden Keime nachgewiesen. Es handele sich jedoch um überlagertes Fleisch, das über einen Zeitraum von mehreren Jahren tiefgefroren wurde, sagte NRW-Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) gestern in Düsseldorf. Wohin die Ware geliefert werden sollte, stehe noch nicht fest, teilte die Staatsanwaltschaft Essen mit.
Die Firma Uwe Domenz, Fleischimport und -export (Gelsenkirchen) hatte das Fleisch von Unternehmen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg bezogen und in Kühlhäusern eingelagert. Gegen den Firmeninhaber wird ermittelt. Bereits am 27. Oktober wurden in einem Kühlhaus in Gelsenkirchen drei Tonnen Roastbeef sichergestellt, das umverpackt werden sollte, um die Haltbarkeit zu verlängern. Am Wochenende waren dann, wie berichtet, weitere 57 Tonnen Fleisch in dem Kühlhaus sichergestellt worden. Der Fleischgroßhändler gab gegenüber der Staatsanwaltschaft die weiteren Lagerorte an.
So wurden in einem Kühlhaus in Melle nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums mehr als 50 Tonnen Fleisch aus Gelsenkirchen entdeckt. Ferner wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft und des NRW-Verbraucherschutzministeriums ein Kühltransporter mit 20 Tonnen Salzspeck gestoppt, der auf dem Weg nach Melle war. Die Ware muss noch untersucht werden. Zudem wurden in zwei Kühlhäusern in Hamburg elf Tonnen Fleisch beschlagnahmt.
Nach den bisherigen Ermittlungen wurden von Januar bis Oktober 2005 von der Firma Domenz außerdem 6,5 Tonnen überwiegend von Puten stammendes Fleisch an einen Döner-Hersteller in Mittenwalde (Brandenburg) geliefert und 2,7 Tonnen Hamburger an eine Firma in Rathenow (Brandenburg). Dieses Fleisch, vermutlich auch verdorben, wurde bereits verzehrt. An Fleischverarbeiter in Gelsenkirchen wurden zudem mehrere Tonnen geliefert. In einem Fall konnten von 2,7 Tonnen noch 1,7 Tonnen sichergestellt werden. In einem weiteren Fall erhielt ein Metzger zehn Tonnen Gammelfleisch, aus denen er Bratwürste herstellte. Aufgrund einer Rückrufaktion konnten 5600 Grillwürste - 20 Prozent der Produktion - sichergestellt werden.
Minister Uhlenberg kündigte an, die Lebensmittelüberwachung noch effektiver zu gestalten. Uhlenberg: »Wir werden alles tun, um Verbraucher vor kriminellen Händlern zu schützen.« Es werde geprüft, ob die Firma Domenz geschlossen und ihr die EU-Zulassung entzogen werden könne.

Artikel vom 22.11.2005