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Nach Kirchgang
ins Schuhhaus

110 Jahre Familienbetrieb Pogatzki

Von Ulrich Hohenhoff
Brackwede (WB). »Ganz früher kamen die Leute nach dem Kirchgang an Heiligabend, um Schuhe zu kaufen«, erzählt Walter Pogatzki aus der Geschichte eines der ältesten und traditionsreichsten Brackweder Familienunternehmen. Das Schuhhaus Pogatzki an der Hauptstraße 125 feiert 110. Geburtstag, startet aus diesem Grund ab Mittwoch, 23. November, einen großen Jubiläumsverkauf. »Mit radikalen Preisnachlässen«, lädt der jetzige kaufmännische Geschäftsführer Ansgar Pogatzki (37) alle Kunden ein.

In der vierten Generation befassen sich die PogatzkiƔs jetzt mit dem Thema »Schuhe und allem, was dazugehört«. Vielleicht ist mit dem im November 2003 geborenen Sohn von Ansgar und Jazmin Lopez de Pogatzki Luis-Marek später einmal die fünfte Generation am Start. Die Ursprünge des über Brackwede hinaus bekannten Geschäftes reichen zurük in das Jahr 1895, als der aus Unruhstadt in der Mark stammende Schuhmachermeister August Pogatzki nach zwei Jahren »auf der Walz« sich in Brackwede niederließ und sich selbstständig machte, zuächst an der Niedernstraße (heute Cheruskerstraße).
Schuhe nach Maß und natürlich auch Reparaturen gehörten zum Angebot des Shuhmachermeisters, der sein Angebot aber schnell erweiterte. Das Schuhhaus bot fortan auch Fabrikschuhe an. Sohn Erwin trat in die Fußstapfen des Vaters, erlernte das Schuhmacherhandwerk, legte 1921 die Meisterprüfung ab. Nachdem der Standort sich als ungünstig erwies, zog der Betrieb in die Kaiserstraße (heute Hauptstraße) um. Doch als die Immobilie den Besitzer wechselte, zog das Schuhhaus Pogatzki noh eimal um, an den jetzigen Standort.
1937 übernahm Erwin Pogatzki, der das Geschäft de facto schon lange führte, endgültig die Verantwortung, ließ 1939 den Verkaufsraum umbauen und die Schuhmacherwerkstatt modernisieren. Den Krieg überstanden Familie und Geschäft unbeschadet: Erwin Pogatzki konnte sogar zu Haus bleiben, da er als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr immer wieder reklamiert wurde. Auch die dritte Generation blieb bei ihren Leisten: Walter Pogatzki erlernte das Schumacherhandwerk in einer Orthopädiewerkstatt, trat 1952 in das Geschäft ein. Und als sich in den 50er Jahren der Schwerpunkt des Geschäftes verlagerte - Schuhe wurden seltener repariert und häufig gleich Neue gekauft - absolvierte er noch eine Lehre als Einzelhandelskaufmann, sorgte dafür, dass das Schuhgeschäft erneut erweitert und modernisiert wurde.
1961 wurde Walter Pogatzki dann auch offiziell Mitinhaber, unterstützt von Ehefrau Cäcilia. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters übernahm Walter Pogatzki 1963 die alleinige Verantwortung, baute 1978 noch einmal um.
Inzwischen ist die vierte Generation mit von der Partie: Tochter Mechthild Pogatzki-Jaschweski machte eine Ausbidung als Einzelhandelskauffrau um Schuheinzelhandel und später als Handelsfachwirt, kam 1992 in der elterliche Geschäft und widmete sich dem Schuheinkauf. 1996 trat der jüngste Sohn Ansgar Pogatzki, der 1999 seine Ausbildung als staatliche geprüfter Betriebswirt abschloss, in das Geschäft ein, übernahm die kaufmännische Geschäftsführung. Im Sommer 2 000 wurde das Ladenlokal umgebaut, die Verkaufsfläche vergrößert und die Außenfassade modernisiert.

Artikel vom 22.11.2005