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Gründet eine neue Partei: Ariel Scharon.

Scharon bleibt der starke Mann

Israels Premier in Umfragen vorn

Tel Aviv (dpa). Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hat nach der Abkehr von dem Likud-Block Aussicht auf einen Sieg seiner neuen Partei bei der vorgezogenen Parlamentswahl.

Staatspräsident Mosche Katzav hat gestern der Auflösung des Parlaments zugestimmt. Israelische Medien berichteten, Katzav sei einem Antrag des Ministerpräsidenten Ariel Scharon vom Vortag gefolgt, der damit den Weg für Neuwahlen bereiten wollte. Die Wahlen sollen nun am 28. März stattfinden.
Drei israelische Zeitungen veröffentlichten gestern Meinungsumfragen, nach denen Scharons Partei mindestens 30 Mandate in der 120 Sitze zählenden Knesset erhalten könnte. Sie wäre damit stärkste Kraft vor der Arbeitspartei und dem Likud, dessen Anteil laut Umfragen auf 15 Sitze schrumpfen würde.
Der ehemalige israelische Finanzminister Benjamin Netanjahu griff Scharon scharf an. Netanjahu sagte gestern, die Partei wolle nun zu ihren national-konservativen ideologischen Wurzeln zurückkehren. Morgen wollte sich das Likud-Zentralkomitee endgültig auf einen Termin für partei-interne Vorwahlen einigen.
Netanjahu bezeichnete die neue Bewegung seines Erzrivalen im israelischen Armeesender als »Partei der Marionetten«. »Scharon ist ein Diktator«, sagte Netanjahu. »Es macht keinen Unterschied, ob der Diktator lächelt und einen Sinn für Humor hat - wenn er zur Diktatur und Korruption führt und die Staatssicherheit gefährdet.« Netanjahu war im August aus Protest gegen den israelischen Abzug aus dem Gazastreifen zurückgetreten und galt als Anführer der »Rebellen« gegen Scharon im Likud. Scharon hatte am Montag seinen Austritt aus dem Likud bekannt gegeben und damit die Spaltung der Partei bewirkt.
Scharons Stellvertreter Ehud Olmert bekräftigte Äußerungen Scharons, er wolle im Falle seiner Wiederwahl die endgültigen Grenzen Israels mit den Palästinensern festlegen. Scharon hatte betont, der Verzicht auf weitere israelische Siedlungen sei im Rahmen einer Friedensregelung nicht zu vermeiden.

Artikel vom 23.11.2005