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Ein »Kieler Storch« will zurück
in den Bundesligakader flattern

Arminias Leihgabe Henning Grieneisen hat sich an der Förde akklimatisiert

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Der Arbeitsauftrag ist ganz klar umrissen: Spielpraxis sammeln und sich für höhere Aufgaben empfehlen. Im Sommer hat der DSC Arminia Bielefeld Henning Grieneisen für ein Jahr ausgeliehen. An den neuen Regionalliga-Spitzenreiter Holstein Kiel. Der 21-jährige Mittelfeldspieler soll sich an der Förde entwickeln. Vielleicht für zukünftige Aufgaben in der Fußball-Bundesliga.

»Lange nichts von einander gehört. Aber ich freue mich riesig über jeden Anruf aus der Heimat«, lässt der derzeit als Vertragsamateur geführte Vollprofi ein gewisses Heimweh erkennen, als ihn das WESTFALEN-BLATT nach dem Training telefonisch erreichte. Im Nord-Gipfel zwischen dem bisherigen Primus VfB Lübeck und Herausforderer Holstein Kiel (0:3) wurde Grieneisen in der 43. Minute für Frank Paulus eingewechselt. Zu diesem Zeitpunkt führten die »Störche» durch den Treffer des Ex-Arminen Michael Molata 1:0. »Ich glaube, dass ich eine ganz passable Leistung abgeliefert habe«, sagt der Bielefelder »Eisenfuß«, der anders als bei Arminias Amateuren, nicht als »Staubsauger« vor der Abwehr, sondern im rechten Mittelfeld eingesetzt wurde. »Auf der Sechserposition fühle ich mich allerdings wesentlich wohler«, stellt Grieneisen fest. Dennoch erfüllt er die Aufgaben, die ihm Trainer Frank Neubarth stellt.
Zehn Regionalliga-Einsätze für Holstein hat Henning Grieneisen bisher absolviert. Insgesamt stand er 669 Minuten auf dem Platz. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich der gebürtige Salzkottener mittlerweile im hohen Norden akklimatisiert. Zum Stammpersonal darf er sich allerdings noch nicht zählen. Trainer Frank Neubarth variiert. »Mal gibt er Frank Paulus den Vorzug, mal darf ich von Beginn an ran«, kann und will sich die Bielefelder »Leihgabe« mit der Ersatzbank nicht so recht anfreunden.
Grieneisen reklamiert für sich mehr Spielanteile. Deshalb sei er schließlich zu Holstein Kiel gegangen, stellt der ostwestfälische »Ehrgeizling« unmissverständlich fest. Zuletzt plagten ihn Probleme im Adduktorenbereich. Wieder war eine Pflichtspielpause angesagt. Durch konstantere Leistungen will Grieneisen jetzt seinen Platz im Team behaupten. »Nach unserem Sieg in Lübeck gibt es eigentlich keinen Grund zum Wechseln«, hofft er im nächsten Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf von Beginn an dabei zu sein.
Nach Abitur und Zivildienst setzt Henning jetzt zwei Jahre ganz auf die Karte Fußball. In dieser Zeit will er sehen, was in der Entwicklung möglich ist. »Entweder geht es sportlich weiter, oder ich muss schauen, ob ich studierte oder einen anderen Beruf ergreife«, sagt er. Dass ihm jetzt viel mehr Zeit zur Verfügung steht, gibt er offen zu. »Vielleicht fange ich in Kiel schon mal ein Fernstudium an, um mir die Langeweile zwischen den Trainingseinheiten sinnvoll zu vertreiben.«
Sein Vertrag beim DSC Arminia wurde im April um zwei Jahre bis zum 30. Juni 2007 verlängert. Was bis dahin passiert, weiß er nicht genau. Insgeheim hofft Grieneisen, dass er in der kommenden Saison dem Bielefelder Bundesligakader angehört. Schließlich schenkte ihm Uwe Rapolder schon mal für eine Minute das Vertrauen, als er ihn in der vergangenen Saison im Hinspiel gegen Hannover 96 in der 89. Minute einwechselte. »Trotz der 0:1-Niederlage ein unvergessliches Erlebnis«, schwärmt der »Kieler Storch« noch heute.
Sollte Arminia (noch) kein Interesse zeigen, würde er vielleicht auch eine weitere Saison an der Ostsee bleiben. »Die Chancen stehen gut, dass wir in die zweite Liga aufsteigen«, glaubt Grieneisen an den Schritt, den sein ehemaliger Bielefelder Teamgefährte Finn Holsing bei Eintracht Braunschweig schon vollzogen hat. Beide Bielefelder »Youngster« hat Reinhard Saftig im Visier. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, sagt Arminias Sport-Geschäftsführer. Henning Grieneisen will sich beim derzeitigen Regionalliga-Spitzenreiter Holstein Kiel nachhaltig für eine Rückkehr nach Bielefeld empfehlen. Seine Bedenken sind berechtigt: »Das geht aber nur, wenn ich häufiger und konstanter spiele.« Zumindest weiß er, dass er Woche für Woche auf dem Prüfstand steht.

Artikel vom 23.11.2005