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Schulen und Wirtschaft
ziehen an einem Strang

IHK präsentiert Ergebnisse gelungener Partnerschaften

Von Peter Monke
Senne (WB). Pisa-Studie, Bildungsmisere, dazu das Wehklagen vieler Betriebe über mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulabgänger - das Verhältnis zwischen Unternehmen und Schulen gilt seit langem als belastet. Dass es auch anders geht, zeigt eine Initiative der IHK Bielefeld mit dem Titel »Kooperation Schule - Wirtschaft«. Beispiele für gelungene Zusammenarbeit wurden gestern in der Aula der Realschule Senne vorgestellt.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt vor drei Jahren. Heute sind es bereits 23 Schulen aus dem Raum Bielefeld sowie aus den Kreisen Gütersloh und Minden-Lübbecke, die sich dieser Initiative angeschlossen haben. Darunter auch die Realschule Brackwede mit Kooperationspartner ThyssenKrupp und die Theodor-Heuss-Realschule Sennestadt, die mit der Firma Gildemeister zusammmenarbeitet.
Eine besonders fruchtbare Partnerschaft pflegt jedoch die Realschule Senne, die vor zwei Jahren das Unternehmen Parker Hannifin für sich gewinnen konnte. Schulleiter Manfred Walter erinnert sich an die Anfänge: »Ein zartes Pflänzchen, das kräftig gegossen werden wollte.« Heute zeigen sich erste Früchte der Arbeit. Gleich drei Projekte sind während der vergangenen zwölf Monate abgeschlossen worden.
Von Auszubildenden des Unternehmens wurde ein Schaukasten in der Schule eingerichtet, der den Betrieb in all seinen Facetten vorstellt. Im Kunstunterricht entstand ein Film mit dem Titel »Im Takt der Maschinen«, der den Arbeitsalltag bei Parker zu Klängen von Beethoven und einer Speed-Metal-Band beleuchtete. Am besten greifbar erscheint jedoch ein Kalenderprojekt, das ebenfalls während des Kunstunterrichts entstand (das WESTFALEN-BLATT berichtete exklusiv).
»Eigentlich wollten wir mit dem Kalender etwas an das Unternehmen zurückgeben«, erzählt Kunstlehrerin Sylvia Denner. »Aber am Ende haben wir sehr viel mehr bekommen.« Karin Obelode, Ansprechpartnerin für die Senner Realschule bei Parker, erklärt warum: »Das ganze Projekt hat uns so gut gefallen, dass wir die Kosten für Layout und Druck gerne übernommen haben.« Das Ergebnis, ein professionell aufgemachter, großformatiger Kunstkalender, kann sich sehen lassen. Die Parker-Mitarbeiter bekommen ihn als Geschenk der Firma zu Weihnachten. Für fünf Euro gibt es ihn aber auch im Sekretariat der Realschule Senne zu kaufen.
»Das Kalender-Projekt ist das beste Beispiel, um zu zeigen, wie vielfältig unsere Initiative mit Leben gefüllt werden kannn«, sagte Wilhelm Werning von der IHK. Prinzipiell biete jedes Fach Berührungspunkte zum Unternehmen. IHK-Geschäftsführer Swen Binner zog eine positive Zwischenbilanz: »Wo das Projekt seit zwei Jahren läuft, sind Effekte spürbar.« Der Unterricht werde authentischer, und so mancher Schüler sei bereits bei einem kooperierenden Unternehmen untergekommen.
Zu beklagen seien einzig die Berührungsängste vieler Unternehmen gegenüber Hauptschulen. Hier zu vermitteln, bezeichnete er als »besondere Herzensangelegenheit«.

Artikel vom 23.11.2005