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»Wartezeiten
sind nicht länger«

Kassenärzte weisen Vorwürfe zurück

Berlin (Reuters). Die Kassenärzte haben Vorwürfe zurückgewiesen, sie ließen gesetzlich Krankenversicherte länger auf Behandlungstermine warten als Privatpatienten. »Ich kenne diese Wartezeiten nicht«, betonte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), An-dreas Köhler, gestern in Berlin.
»Es gibt keine Privatsprechstunde«: Andreas Köhler.
Der Präsident des Verbands der Krankenversicherten Deutschlands, Heinz Windisch, sagte dagegen: Lange Wartezeiten für gesetzlich Versicherte seien Realität.
Die »Bild«-Zeitung hatte eine Umfrage unter Medizinern veröffentlicht, wonach Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung bei Terminen ein deutliches Nachsehen hätten. Auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kritisiert, gesetzlich Versicherte müssten erheblich länger auf wichtige Behandlungen warten.
Köhler sagte, die Diskussion werde von einzelnen Arztgruppen und von der Politik geführt. »Diese Wartezeiten möchte ich erstmal sehen.« Von einer bevorzugten Behandlung von privat Versicherten könne keine Rede sein. Windisch hielt entgegen, sein Verband habe selbst überprüft, ob gesetzlich und privat Versicherte in Arztpraxen unterschiedlich behandelt würden. Derzeit sei es etwa so, dass ein in einer gesetzlichen Krankenkasse mitversichertes Kind im Gegensatz zum Nachwuchs eines Privatversicherten nicht vor Januar oder Februar nächsten Jahres einen Termin bei einem Orthopäden erhalte.
Der künftige CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla wies Schmidts Vorstoß zurück. »Das ist die Privatmeinung von Ulla Schmidt, das ist dem Koalitionsvertrag nicht zu entnehmen.« Privatversicherte trügen zu einer Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung von annähernd zehn Milliarden Euro bei.

Artikel vom 22.11.2005