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Zum Vorstellungsgespräch
Friseur gleich mit im Haus

Arbeitsmarkt Service Center bietet besondere Leistung

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Bielefeld (WB). 11,9 Prozent der Menschen in Ostwestfalen-Lippe, die arbeiten möchten, sind ohne Job. Das Arbeitsmarkt Service Center in Bielefeld versucht seit August im Auftrag der Arbeitplus gGmbH erfolgreich, Frauen und Männer wieder in Lohn und Arbeit zu bringen. Eines seiner besonderen Angebote: der Friseur im Haus - für den positiven Eindruck beim Vorstellungsgespräch.

»Viele, insbesondere Langzeitarbeitslose, haben in der Regel wenig Geld und sind froh darüber, dass es diese Möglichkeit bei uns gibt«, sagt Stefani Mehring. Die 30-jährige Diplom-Pädagogin ist wie Handelsfachwirt Jörg Kischkel (43) beim ASC zuständig dafür, für die Arbeitgeber der Region die passenden Mitarbeiter beiderlei Geschlechts auszuwählen. Knapp 60 Mal ist es ihnen und den weiteren Mitarbeitern an der Herforder Straße 158 (Zuweg über die Hallenstraße) bereits gelungen.
352 Personen befinden sich zurzeit im Bewerbungsportal »Job for you«, monatlich kommen 70 hinzu. Für regelmäßigen »Nachschub« sorgen Arbeitsagentur und Arbeitplus. Im Internet-Café geht das Chiffre-Bewerbungsprofil gleich online an den Arbeitgeber. Im ASC-Kurier (7500 Stück Auflage im Monat) geben die Bewerber selbst ihre Anzeigen - natürlich kostenlos - auf.
»Matching« und »Ranking« nennt sich das, was die sechs ASC-Mitarbeiter in Bielefeld sowie ihre vier Kollegen in Herford und Minden tagtäglich organisieren. Ziel ist es immer, Bewerbungen auf offene Stellen gemeinsam mit den Betroffenen so zu strukturieren, dass sich Absagen im Grund erübrigen. »Wir gehen auch selbst in die Unternehmen oder rufen an«, erklärt Kischkel das System der individuellen Beratung und genauen Anforderungs-Analyse.
Dass der ASC in Sachen Arbeitsplatzvermittlung aktiv werden konnte, liegt daran, dass die lokalen Agenturen für Arbeit (früher Arbeitsämter) die Vermittlung von Arbeitsplätzen im Zuge der Arbeitsmarktreform mehr und mehr ausgelagert haben. Die Job-Beschaffung wurde sozusagen »privatisiert«. Dafür gibt es Vermittlungs-Provisionen und Betreuungs-Pauschalen. Und die Erlaubnis, für einen bestimmten Zeitraum Arbeitslose und Arbeitsuchende (Bezieher wie Nichtbezieher von Arbeitslosengeld) wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Migranten und Langzeitarbeitslose sind dann für sechs Monate in der Obhut des ASC, leichter Vermittelbare drei Monate.
»Wir verstehen uns als Dienstleister für den Arbeitsmarkt«, sagt Peter Schäfer, Leiter der Euro-Schulen-Organisation (ESO) für den Bereich Ostwestfalen/Lippe. Der ESO-Konzern bildet als privater Bildungsträger nicht nur das das Dach auch für die europaweite Job-Vermittlung durch den ASC. Er bietet auch jungen Menschen ohne Hauptschulabschluss (laut Schäfer »zurzeit ohne Chance auf dem Arbeitsmarkt«) die Möglichkeit, ein so genanntes Berufsvorbereitungsjahr in der Gastronomie, in kaufmännischen Betrieben oder dem Handwerk zu absolvieren. Denn auch der Friseurladen im Obergeschoss sucht nicht nur regelmäßig jugendliche Modelle für den kostenlosen Haarschnitt, sondern auch Personen, die einmal ausprobieren wollen, ob ihnen der Beruf den »Hairstylisten« liegt.
www.bielefeld.eso.de

Artikel vom 23.11.2005