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Perfektion im Spiegel der Kunst

Drei unterschiedliche Sichtweisen in der Samuelis Baumgarte Galerie


Bielefeld (uj). Gleich drei hochkarätige Ausstellungen sind seit Samstag in der Samuelis Baumgarte Galerie, Niederwall 10, zu sehen. Allen voran präsentiert Alexander Baumgarte »Virtual Beauties« (Künstliche Schönheiten) der international anerkannten Medienkünstlerin Kirsten Geisler. Die Künstlerin, deren Werke unter anderem in der Tate Gallery zu sehen sind, nutzt die Möglichkeiten der digitalen Technik. Sie entwickelt am Computer Frauenköpfe und Frauenkörper, die sämtliche Kriterien des weiblichen Schönheitsideals zu erfüllen scheinen. Der Höhepunkt der Ausstellung, der per Beamer an die Wand geworfene Catwalk einer Cyberspace-Schönheit, lässt den Betrachter schwanken zwischen Faszination und Ablehnung gegenüber dem Retortenprodukt, das seine Hüften in gekonntem Gang dem Betrachter entgegen schwingt. Kirsten Geisler: »Schönheitswahn und Körperkult werden in meinen Arbeiten in Bezug auf die Verbindung von virtuellen und medialen Welten untersucht und hinterfragt.«
Im weitesten Sinne reflektiert auch der Mailänder Künstler Salvatore Mammoliti in seinen altmeisterlich gemalten Stilleben das Thema Perfektion und Perfektionismus. Akribisch genau bannt er Früchte und Küchenutensilien auf die Leinwand. Doch nicht in ihrer Perfektion oder Singularität interessieren den Künstler die Dinge, sondern in ihrem Dasein mit auffälligen Spuren von Vergänglichkeit.
Rund 20 Werke des Brückemalers Ernst Ludwig Kirchner runden die museale Präsentation bei Baumgarte ab. Sie fügen sich thematisch ins Gesamtbild, da der Künstler mit seiner expressionistischen Kunst die Hinwendung zu ursprünglicher Ausdruckskraft und Natürlichkeit forderte.

Artikel vom 21.11.2005