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Ekelfleisch
sollte nach
Rumänien

Großhändler unter Verdacht

Von Ernst-Wilhelm Pape
Gelsenkirchen (WB). Im neuen Skandal um verdorbenes Fleisch gilt der Großhändler Uwe D. aus Gelsenkirchen als Hauptbeschuldigter. Ein Teil seines »Ekelfleisches« war nach Informationen dieser Zeitung für eine Lieferung nach Rumänien bestimmt.

Der Händler ist Inhaber einer Firma für Fleischimport und -export. Auch Wurstwaren gehören zum Sortiment. Die Behörden bestätigten gestern Abend lediglich, dass Uwe D. Geschäftskontakte nach Osteuropa unterhalte.
Der Großhändler wird beschuldigt, seit Januar 2005 mindestens 50 Tonnen abgelaufenes Fleisch mit neuen Haltbarkeitsetiketten versehen und in den Handel gebracht zu haben. Das »Ekelfleisch« ist nach Angaben des NRW-Verbraucherschutzministeriums nach Brandenburg, Hamburg und Niedersachsen geliefert und zum Teil schon verzehrt worden. Ein Großteil des Fleisches sei zur Herstellung von Dönerspießen verwandt worden. Der Händler soll auch Ware an zwei Gelsenkirchener Fleischverarbeitungsbetriebe verkauft haben, die Bratwürstchen und Geflügel-Nuggets herstellen.
Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob die Verantwortlichen dieser Betriebe von der Umetikettierung wussten. In einem Kühlhaus in Südniedersachsen soll verdorbene Ware aus Gelsenkirchen bereits entdeckt und daraufhin beschlagnahmt worden sein. Der beschuldigte Großhändler hatte Kapazitäten in einem Kühlhaus in Gelsenkirchen angemietet und dort Fleisch gelagert. In dem Kühlhaus wurden 60 Tonnen tiefgekühltes Roastbeef und verschiedene Geflügelfleischsorten sichergestellt, deren Haltbarkeitsdatum ebenfalls lange abgelaufen war.
Zur Abwicklung seiner Geschäfte soll sich Uwe D. im Hotel Maritim in Gelsenkirchen eingemietet haben. In dem Hotel habe er eine Art Büro unterhalten, hieß es. Die Adressen des Hotels und der Fleischimport- und -exportfirma sind identisch.
Das in den Handel gelangte überlagerte Fleisch ist nach Angaben des NRW-Verbraucherschutzministeriums für den Verzehr ungeeignet. Für die Gesundheit der Menschen bestehe aber keine Gefahr, sagte Ministeriumssprecher Markus Fliege dieser Zeitung.
Schon Ende Oktober hatten Kontrolleure bei einer Routineuntersuchung in dem Kühlhaus drei Tonnen Roastbeef gefunden, dessen Haltbarkeitsdatum abgelaufen und um ein Jahr verlängert worden war. Weitere 57 Tonnen Fleisch, die später entdeckt wurden, vor allem Putenhack, trugen das Einfrierdatum 2002 und wiesen Anzeichen von Überlagerung und Gefrierbrand auf. NRW-Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) kündigte gestern verstärkte Kontrollen von Fleischbeständen in Tiefkühllagern an. Ferner werde geprüft, ob Verstöße gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz härter als bisher bestraft werden müssten.

Artikel vom 21.11.2005