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Emma, Jim und
Lukas erobern
Kinderherzen

Eine märchenhafte Freundschaft

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Noch 76 (!) Mal steht »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« bis zum 29. Dezember auf dem Spielplan des Theater Bielefeld und das Premierenpublikum war so hingerissen, als sei es bereit, sich jede einzelne dieser 76 Vorstellungen wieder und wieder anzuschauen. Mit »Bravo, Bravo«-Rufen und begeisterten Fußgetrampel wurden die Schauspieler für ihre Leistung belohnt.

Regisseurin Tomke Friemel und Ausstatterin Julia Hattstein hatten sich eng an Michael Endes Buch gehalten: Es gab Lummerland (mit zwei Bergen, Schloss und Kaufladen) genau so wie die gruselige Region der schwarzen Felsen, China (mit Lampions, Reistafel und Stäbchen), die große Wüste mit dem Scheinriesen Tur Tur, das Land der Vulkane mit Nepomuk dem Halbdrachen und natürlich Frau Mahlzahn in der Drachenschule. Dass Jim Knopf kein kleiner dunkelhäutiger Junge ist, sondern von einer Frau, Franziska Mencz, gespielt wird, störte niemanden. Eher noch, dass Lokomotive Emma, die alle auf Anhieb in ihr Herz schlossen, nicht auch »richtigen Schienen« unterwegs war.
Jim und Lukas (Wolfgang Schmitz, der seine Pfeife selbst beim Essen nicht aus dem Mund nahm) spielten die Geschichte einer Freundschaft, bei der sich der eine auf den anderen verlassen kann und jeder, auch, wenn er noch so klein ist, Fähigkeiten besitzt, mit denen er helfen kann.
Als Emma plötzlich nicht mehr pusten konnte, wurde es mucksmäuschen still im Theaterlabor Tor 6 - aber zum Glück konnte Jim die Lok reparieren - weil er mutig ist und sogar Frau Mahlzahn entgegen tritt. Weil es sein muss, auch, wenn er Angst hat.
Als fahrradfahrender Drache in Flirtlaune wurde Benjamin Armbruster, der unter anderem auch den verschnarchten König Alfons den Viertelvorzwölften spielte, mit Szenenapplaus gefeiert, Stefan Gohlke (Kaiser, Scheinriese) verstand es, ganz Profi, auf die Kommentare der Kinder humorvoll einzugehen. Die ließen sich bezaubern von den fantastischen Welten im fernen China mit dem kleinen Ping Pong und den gemeinen Bonzen oder zitterten mit, als Emma in tiefer Dunkelheit vom Weg abkam. Wenn sich Li Si (Franziska Fuhrmann) und Jim Knopf schließlich einen Kuss geben, Frau Waas (Angelika Fornell) und Herr Ärmel (Nico Delpy) Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln tupfen und dann auch noch ein kleines Lummerland samt Molly die Insel mit den zwei Bergen vergrößert, ja, dann ist das ein Happyend, wie es sich Kinder und Erwachsene in der Vorweihnachtszeit wünschen. . .

Artikel vom 21.11.2005