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130 Widmungstassen als
Reservate heimlichen Glücks

Homann-Sammlung mit Katalog und Schau gewürdigt


Bielefeld (bp). Seine Mutter Sigrid Homann habe die Freundschaftstassen aus dem Biedermeier »Tässchen« genannt, erzählt Henrik Homann. Er war gemeinsam mit seinen Schwestern Friedrike, Andrea und Christine zur Eröffnung der Ausstellung »Nichtiges und Wichtiges« im Museum Huelsmann gekommen. 130 Tassen (und Untertassen) vor allem aus der Zeit zwischen 1800 und 1850 haben Sigrid und Jochen Homann gesammelt - die erste entdeckten sie per Zufall auf einem Flohmarkt. Beginn einer bedeutenden Sammlung.
Henrik Homann betonte, für seine Eltern wäre ein Traum in Erfüllung gegangen, wenn sie noch hätten erleben können, dass ihre Sammlung in einem Buch dokumentiert worden sei. Zur Ausstellung ist die Publikation »Biedermeier-Tassen, Widmungen auf Porzellan - Die Sammlung Homann« erschienen. Seine Eltern hätten sich immer gewünscht, dass ihre Sammlung wissenschaftlich untersucht würde, die heiteren Facetten der Widmungen gäben der »trockenen Materie die nötige Würze«.
Seit 1998 befinden sich die Widmungstassen im Museum Huelsmann - als Dauerleihgabe. Beschrieben wurden sie einmal als »Reservate heimlichen Glücks«.
Der Bielefelder Schauspieler Mathias Reiter rezitierte zur Ausstellungseröffnung das Schiller-Gedicht »Die Würde der Frauen« von 1795 - Zitate daraus zieren auch Freundschaftstassen. Museumsleiterin Dr. Hildegard Wiewelhove sprach von Freundschaft und Liebe und wie diese Gefühle im Biedermeier ihren Ausdruck fanden: »Tassen wurden zu Denkmälern der Liebe oder Freundschaft, zu der man Anno dazumal aber nur Männer für fähig hielt.« Sie sprach davon, dass die Sammeltassen der 1950er Jahre »das letzte schwache Echo einer lebendigen Zeiterscheinung« gewesen seien. In die Ausstellung führte Dr. Manfred Meinz ein, Nicoleta Ion spielte am historischen Hammerflügel Werke von Schubert und Mendelssohn-Bartholdy. Die Ausstellung »Nichtiges und Wichtiges« ist bis zum 30. April 2006 zu sehen.

Artikel vom 21.11.2005