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Es kann nur einen geben

Theater Bielefeld schaltet sich in Torwartdebatte ein

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die Fußball-Weltmeisterschaft kommt. 2006. Niemand kann es mehr leugnen, auch nicht das Theater.

Während die Schauspieler Jonas Baeck, Maximilian Strestik und Nils Zapfe mit »Kick & Rush« die Niederungen des deutschen Fußballs im Bielefelder Theater am Alten Markt (TAMzwei) bis hinein in die Kreisklasse ausloten, haben sie Geschmack gefunden am Tanz um den Ball. In der Reihe »freitagnacht« widmeten sie sich jetzt unter der Spielführerschaft von Orazio Zambelletti einer Standortbestimmung zur Halbzeit der deutschen Torwartdebatte: »Ich, 2006 - Es kann nur einen geben«.
In den Hauptrollen: Oliver Kahn (»Titan«) und Jens Lehmann (kann sich nicht vorstellen, bei einer WM die Bank zu drücken), in Nebenrollen Timo Hildebrandt und - aus dem Jenseits - Sepp Herberger. Der allerdings auch keine Lösung weiß.
Schnitt.
Zusammengestellt wurden die Dialoge aus (mehr oder weniger) Originalzitaten der drei Torhüter in Interviews, im »Aktuellen Sportstudio«, bei »Beckmann« etc. Kahn: »Keine Fragen zu meinem Privatleben.« Warum auch. (Fast) alles darüber ist seiner (Auto-)biografie zu entnehmen.
Schnitt.
Jens gibt den Grübler, Timo den Braven, der genau sagt, was man sagen muss, um nirgendwo anzuecken. Und der Olli, der findet das mit den Bananen wirklich blöd.
Schnitt.
Die Aneinanderreihungen der Zitate entlarven nicht nur die Torhüter, sie entlarven Sportsendungen und den Fußball an sich. Der nämlich braucht Marken, aus denen Mythen werden. Typen wie »den Olli«, keine Langeweiler wie »den Timo«.
Obendrein hat der Olli Verena und der Jens und der Timo nichts vergleichbar Glamouröses. Aber (siehe oben): »Keine Fragen zu meinem Privatleben.« Und ein bisschen Einsicht in die weibliche Psyche: »Für eine Frau ist es auf Dauer sich nicht so schön, wenn ihr Mann immer nur auf Bälle fixiert ist.« Ach, Olli. . .
Schnitt.
Die Frage, wer denn nun wirklich die Nummer 1 wird 2006 bleibt offen - obwohl der Abend dem Klinsi sicher eine Entscheidungshilfe gewesen wäre. . .
»Ich, 2006« muss keine Eintagsfliege bleiben. Ist die Nachfrage da, wird wieder gespielt. »Kick & Rush« steht am 25. und 26. November auf dem Theaterspielplan. Nicht nur für Fußballfans.

Artikel vom 21.11.2005