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Glaube an sich selbst zieht Erfolg an

Mentaltraining schlägt an: Beim VfB Fichte sind einstige Verlierer- zu Gewinnertypen mutiert


Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Es war Albert Einstein, der der Nachwelt diese einprägsame Erkenntnis hinterließ: »Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind«. Eine Formel, das sich Sven Moning und Maik Walpurgis beim VfB Fichte zueigen gemacht haben. Die Wandlung von einstigen Verlierer- zu Gewinnertypen dürfte nicht zuletzt auf das fundierte Persönlichkeitscoaching Marke Walpurgis/Moning zurückzuführen sein. Das Mentaltraining hinterlässt bei der Zielgruppe sichtbare Fortschritte.
Die wachsende Selbstsicherheit der Spieler ist dabei, sich zu verinnerlichen. Ist von innen heraus ohne bewusstes Zutun einfach da, vollautomatisch und hochwirksam. Eine neu erworbene, konstruktive Fähigkeit als Motor für den Willen und das tägliche Tun, der Oberliga das Fürchten zu lehren. »Wir glauben wieder an uns und sind auch in der Lage, ein Spiel in der 90. Minute zu entscheiden«, interpretiert Sven Moning den jüngsten Pokalauftritt als »Super-Weiterentwicklung. In der Vergangenheit mussten wir immer um einiges besser sein, um zu punkten. Am Samstag haben wir ein Spiel gegen einen Gegner auf gleichem Niveau gewonnen«.
Die Wundertüte Psychologie. Vor ein paar Wochen, merkt Moning an, hätte das Team wohl noch mit 2:3 verloren. »Durch einen Treffer in der 90. Minute, einen dreimal abgefälschten Schuss«. Mit einem Minimum an Investition auf maximalen Ertrag aus: Dass die spielerische Vorstellung gegen den klassentieferen SSV Hagen nicht so glorreich war, der Rhythmus nicht gefunden wurde, begründet Moning so, dass sich sein Team eine »Phase des Durchatmens« gegönnt habe. »Wir mussten in der Liga schließlich immer am Anschlag spielen«. Zum anderen sei der VfB Fichte auf zentralen Positionen geschwächt gewesen. Güven Aydin als Abwehrstabilisator fehlte gänzlich, Kreativkraft Jens Reitemeier konnte seinen dicken Zeh kaum in den Fußballschuh zwängen.
Apropos Reitemeier. »Die Entscheidung zu spielen lag bei ihm. Jens hat sich durchgebissen. Wie er sich in den Dienst der Mannschaft stellt und seine Kapitänsrolle interpretiert, ist absolut exzellent«, lobt Berater Maik Walpurgis und erkennt im Charakter der Führungsspieler zugleich ein »Sinnbild für die Einstellung der Mannschaft«. Als weiteren Erfolgsgaranten hebt Sven Moning die gestiegene »Flexibilität im Angriff« heraus. »Wir sind unberechenbarer geworden«. Siehe Robert Mainka, der wie Phönix aus der Asche kam.
Nach dem dritten Sieg in Folge »fahren wir mit breiter Brust zum SC Verl«, versichert der Trainer des VfB Fichte. Der Vorletzte beim Topfavoriten auf den Aufstieg; eine ungleiche Ausgangslage am Sonntag, die den Mannen aus dem Arbeiterviertel aber durchaus liegt. »Da treffen Spieler, die viel Geld verdienen, auf Spieler, die nicht so viel Geld verdienen«. Geradezu genussvoll hebt Moning die Verler aufs Schild. »Die verfügen über den besten Oberligakader der letzten acht Jahre«.
Da der VfB Fichte in dieser Serie mit dem Aufstieg nichts mehr zu tun habe, will Moning verstärkt den Westfalenpokalwettbewerb nutzen, um die Anhänger zu mobilisieren. Man muss schon lange in der Rußheide-Vereinshistorie blättern, um ähnliche Pokalfurore aufzuspüren. Stadionsprecher Jürgen Schnadwinkel: »1973, in dem Jahr, als der VfB 03 Westfalenmeister war, haben wir in der 1. DFB-Pokalrunde gegen Friedrichshafen vom Bodensee gespielt und sind da fürchterlich verschaukelt worden«. Bis zur 87. Minute hätten die Hüpker mit 1:0 geführt, ehe der Referee mit zweifelhaften Entscheidungen das 1:2-Pokal-Aus begünstigte.

Artikel vom 22.11.2005