21.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Es ist nie zu spät, aktiv
die Knochen zu schützen

Osteoporosetag in der Uni - Sieben Millionen betroffen

Von Sabine Schulze (Text) und Berhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Sieben Millionen Bundesbürger - davon knapp anderthalb Millionen Männer - sind von Osteoporose betroffen. Und auch wenn Mediziner gerne sagen, dass Osteoporose die Kinderkrankheit ist, die im Alter ausbricht: Es ist nie zu spät, aktiv gegen den Knochenschwund anzugehen. »Selbst mit 70 oder 80 kann man noch das Training aufnehmen, um eine drohende Gebrechlichkeit abzuwenden«, wirbt Dr. Carla Bonnemann.

Die Medizinerin gehört zu den treibenden Kräften der Kampagne »Bielefeld bewegt sich«, die seit fast einem Jahr die Bevölkerung mit Aktionen über Knochengesundheit und Osteoporose-Vorbeugung informiert. Am Samstag fand als eine dieser Aktionen in der Universität der Osteoporosetag 2005 statt.
Neben einer Vortragsreihe für Betroffene und interessierte Laien gab es in der zentralen Halle der Hochschule 17 Info-Stände: von der Osteoporose-Selbsthilfegruppe ebenso wie vom SV Brackwede, von dem Anbieter eines Muskel-Stimulierungsgerätes ebenso wie von der AOK-Ernährungsberatung oder den Uni-Gesundheitswissenschaftlern. Zudem fand parallel für Ärzte eine Fortbildung statt, die Privatdozent Dr. Joachim Feldkamp, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Städtische Kliniken Mitte, organisiert hatte.
»Wir Ärzte waren lange auf die Messung der Knochendichte fixiert«, meint er. »Wir haben aber gelernt, wie wichtig eine gute Muskulatur ist, und wie wichtig es ist, die Sturzgefahr zu senken.« Ob jemand gefährdet ist, kann ein Arzt einfach feststellen: Wenn ein Patient zum Beispiel den »Tandemgang« nicht beherrscht, also beim Gehen auf einer Linie »eiert«, besteht ein erhöhtes Risiko.
Eine frühe Diagnose, betont Feldkamp, ist wichtig: »Dann kann man noch viel machen und den Krankheitsverlauf stoppen.« In allen Bielefelder Krankenhäusern werden daher künftig Patienten mit Knochenbrüchen auf Osteoporose untersucht.
Wichtig ist den Ärzten natürlich auch die Vorbeugung: durch Ernährung mit viel Kalzium und Vitamin D (die Knochen mineralisieren) und körperliche Aktivität. Zur kochengesunden Ernährung gehören grüne Gemüse (wie Fenchel, Kohl und Brokkoli), Milchprodukte, Fisch, Nüsse und Mineralwasser. Die Kalziumaufnahme hemmen Fette, Fleisch, Wurst und Alkohol, »Kalziumräuber« sind Koffein und viel Salz oder Eiweiß.
Vorbeugender Sport - der nicht nur die Muskeln stärkt, sondern auch den Knochenaufbau stimuliert - sollte nicht zu schonend sein: »Gemächliches, ruhiges Rückenschwimmen bringt den Knochen nichts«, sagt Feldkamp. Beim Sport sollte Kraft aufgewendet und der Körper durchgeschüttelt werden. »Seilspringen, Tanzen, stramme Spaziergänge sind gut. Sie schulen außerdem zugleich die Koordination, was wiederum der Sturzgefahr vorbeugt.« Teure Maschinen, sagt auch Carla Bonnemann, müsse dafür niemand anschaffen. »Normales Treppensteigen statt den Aufzug zu benutzen bringt schon viel.«

Artikel vom 21.11.2005