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Zweitklässlerin Paulina Biedermann experimentierte mit Magneten.

Eisenpulver
das »Laufen«
beigebracht

Schul-Projekttage in Babenhausen

Von Sabine Schulze
(Text und Fotos)
Babenhausen (WB). Max hält den Magneten probehalber einmal dirket in das Eisenpulver - und macht die Erfahrung, dass es mühselig ist, es nun wieder abzubekommen. Paulina hingegen fährt mit ihrem Magneten unter dem Karton entlang, auf dem das Pulver ausgestreut ist. Und siehe da: Es sortiert sich, bildet hübsche Muster und lässt sich von links nach rechts ziehen. »Wir haben das Eisenpulver zum Laufen gebracht«, hat sie das Phänomen in ihrem Projektbuch beschrieben.

Max und Paulina besuchen die Grundschule Babenhausen. Dort hat der Unterricht von Mittwoch bis Freitag unter dem Motto »Experimentieren in Sachkunde« gestanden. Am Samstag haben die Kinder ihren Eltern, Geschwistern, Freunden und Verwandten an einem Projekttag vorgestellt, was sie geforscht und gelernt haben.
»Die Kinder haben in neun Gruppen zu acht Themen gearbeitet«, erklärt Schulleiterin Susanne Lenger. »Licht und Schatten«, »Feuer und Flamme«, »Herbstwetter«, »Guck mal, was da schwimmt«, »Nur Fliegen ist schöner«, »Elektrizität« oder »Fast wie Zauberei« - das Projekt von Max und Paulina - waren sie überschrieben. Und dabei haben die Grundschüler gelernt, dass die Phänomene in der Natur keineswegs Zauberei, sondern durchaus zu erklären sind und im Experiment zu wiederholen sind.
»Wir haben erst vermutet und dann geprüft«, erklärt Zweitklässlerin Marie. Denn ein richtiger Wissenschaftler testet. Er führt außerdem Protokoll - oder »Projektbücher« - und er erläutert anderen, was er gerade macht. Wie Lennart, der einen Balanciermann aus Pappe mit zwei Münzen bestückt hat und vorführt, wie gut er sich jetzt auf einer Leine hält. »Das macht die Schwerkraft«, sagt er.
Die Lehrer haben an den Projekttagen auf eigenständiges Arbeiten Wert gelegt. »Wir haben kein Ergebnis vorgegeben. Und die Kinder mussten auch ihre eigenen Fragen und Vermutungen formulieren«, sagt Susanne Lenger. Die Rektorin lässt sich auch nicht zweimal bitten, als Marcel von der »Guck mal, was da schwimmt«-Gruppe sie herausfordert: Vor einem mit Wasser gefüllten Glasbehälter liegen allerlei Gegenstände. »Schwimmen oder sinken sie?«. Susanne Lenger stellt ihre Vermutungen an und überprüft sie im Experiment. Radiergummi, Schraube und Büroklammer sinken, Korken, Holzlineal und Bleistift schwimmen. »Das liegt an der Schwierigkeit«, meint Lukas. Aber die Büroklammer ist doch leichter als das Lineal? »Holz schwimmt immer oben.« Und was ist mit dicken Stämmen am Grunde eines Teichs? »Die sind eben schwer.« Stimmt ja auch.
Mit Feuer experimentierte vor dem staunenden Publikum Fintan Knappe. Der Achtjährige setzt ein brennendes Teelicht in einen mit Wasser gefüllten Suppenteller und stülpt ein Glas darüber. »Die Flamme geht gleich aus, und das Wasser steigt im Glas hoch«, prophezeit er und weiß außerdem, dass das daran liegt, dass der Sauerstoff verbrannt sei.
Neugierde auf Naturwissenschaften wollten die Lehrer mit dem Projekt wecken, ermutigen, Warum-Fragen zu stellen und anregen, methodisch vorzugehen - und selbst neue Methoden anwenden. »Nebenbei«, haben sie festgestellt, war die Lernmotivation der Kinder groß und werkelten sie eigenständig.

Artikel vom 21.11.2005