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Pakistan erhält sechs
Milliarden Dollar Hilfe

Erdbeben: Weltgemeinschaft hilft beim Wiederaufbau

Islamabad (Reuters). Sechs Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in Pakistan haben internationale Geber dem Land für den Wiederaufbau Finanzhilfen von knapp sechs Milliarden Dollar zugesagt.
Zuvor hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan an die Weltgemeinschaft eindringlich appelliert, den Millionen Opfern in der Himalaya-Region vor dem Wintereinbruch zu helfen und so eine weitere Katastrophe zu verhindern.
Insgesamt könne Pakistan jetzt mit 5,827 Milliarden Dollar rechnen, sagte der pakistanische Ministerpräsident Shaukat Aziz bei einer internationalen Geberkonferenz am Samstag in Islamabad. »Die Ergebnisse waren besser als erwartet.« Pakistan hatte zuvor geschätzt, es würden 5,2 Milliarden für Rettungsarbeiten und den Wiederaufbau in der betroffenen entlegenen Bergregion benötigt. Bislang fehlten noch Zusagen für drei Milliarden Dollar.
Häuser, Schulen und Krankenhäuser müssen wieder aufgebaut, Straßen repariert sowie die Wasser- und Energieversorgung sichergestellt werden. »Der unbarmherzige Himalaya-Winter rückt Woche für Woche näher«, sagte Annan vor Vertretern aus 50 Ländern. Daher müssten die Hilfen unbedingt verstärkt werden. Hilfsorganisationen haben gewarnt, dass Tausende weitere Menschen an Hunger und Kälte sterben müssten, wenn die zugesagten Gelder nicht schnell ausgezahlt und weiter aufgestockt werden.
In den schwer zugänglichen Bergregionen sind noch immer hunderttausende Menschen ohne sichere Unterkunft. Ihre Versorgung wird dadurch erschwert, dass viele der betroffenen Gebiete oft nur mit Hubschraubern zu erreichen sind. Bei dem Erdbeben am 8. Oktober kamen mehr als 73 000 Menschen im Norden Pakistans ums Leben, mehr als drei Millionen leiden unter den Folgen. Am schwersten betroffen ist Kaschmir.
Auf der Geberkonferenz stellten allein die Weltbank und die asiatische Entwicklungsbank jeweils eine Milliarde Dollar bereit. »Das Ausmaß der Katastrophe ist schockierend«, sagte der Chef der Asiatischen Entwicklungsbank, Haruhiko Kuroda. Der größte Teil der Hilfen kam von reichen Industriestaaten, aber auch verarmte Länder wie Afghanistan und Bangladesch engagierten sich für die Katastrophenregion.
Die Islamische Entwicklungsbank verdoppelte ihre Finanzhilfe auf 500 Millionen Dollar. Die USA erhöhten ihre Zusagen um 350 auf 510 Millionen Dollar. Japan sagte ebenfalls mehrere hundert Millionen Dollar zu und Großbritannien versprach weitere 122 Millionen Dollar. Die Europäische Union (EU) hatte bereits zugesagt, ihre Hilfen von bislang 200 Millionen Dollar um 110 Millionen Dollar aufzustocken.
Die Hilfen der Bundesrepublik für Pakistan belaufen sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes auf 70 Millionen Euro. Darin eingeschlossen seien 44 Millionen Euro an Entwicklungshilfe und für den Wiederaufbau, die Pakistan bei Regierungsverhandlungen am vergangenen Mittwoch zugesichert worden seien. Weitere 26 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und Nothilfe würden bereitgestellt oder seien bereits unmittelbar nach dem Erdbeben überwiesen worden, heißt es auf der Internet-Seite des Auswärtigen Amtes. Zudem seien in der Region vier deutsche Transporthubschrauber und 80 Bundeswehrsoldaten im Einsatz.
Auch Pakistans Präsident Pervez Musharraf appellierte an die Staatengemeinschaft, den Bebenopfern stärker zu helfen. Alleine könne Pakistan es nicht schaffen. Er kündigte ein Programm an, das den Bau von 400 000 Wohnungen und 10 000 Schulen vorsieht. Besonders hob Musharraf die Hilfsbereitschaft des Erzrivalen Indien hervor. Er rief das Nachbarland auf, nun auch die Chance zu nutzen und den Streit um Kaschmir zu beenden. Leitartikel

Artikel vom 21.11.2005