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Volksmund

»Dankbarkeit
ist dünn gesät.«

Leitartikel
Pakistan und anderes







Nothilfe
aus Nächstenliebe


Von Rolf Dressler
Ganz gleich, wann und in welchem Erdenwinkel irdische oder überirdische Mächte Gewalt ausüben: Menschen, die vom Schicksal geschlagen sind, muss tätige Hilfe zuteil werden. So rasch und so wirkungsvoll es nur geht. Über sonst trennende Barrieren hinweg. Ohne Ansehen von Kultur und religiöser Glaubenswelt der Betroffenen, die aufs schwerste zu leiden haben unter Tyrannen-Wahn oder Naturkatastrophen aus dem Nichts.
Danach handeln vom Christentum geprägte Völker und deren Staatsführungen wie selbstver- ständlich. Denn dank jahrhundertealter, lebendiger Überlieferung ist ihnen die Hilfsbereitschaft im besten Wortsinne in Fleisch und Blut übergegangen. Menschliche Not zu lindern verstehen sie für sich als Gebot der Nächstenliebe, wie Jesus Christus es vor zweitausend Jahren vorlebte und der Welt leuchtend eindringlich bewusst machte.
Also wird nun ganz selbstver- ständlich und ohne Vorbehalte auch jenen Millionen Unglücklichen und Entwurzelten internationale Gemeinschaftsnothilfe zuteil, denen das jüngste apokalyptische Erdbeben in Pakistan unermessliche materielle, psychische und seelische Schäden zugefügt hat. Und wiederum öffnen maßgeblich auch Deutschlands Bürger und Deutschlands Regierung bereitwillig Herzen und Geldbeutel. Ex-tra belobigt werden wollen sie dafür aber auch diesmal nicht.
Nur, wie steht es demgegenüber auf Seiten derer, die noch stets auf jedwede Sofort- oder gar Dauernothilfe rechnen dürfen? Ihre politischen Führer geißeln auch jetzt im Falle Pakistans die »westliche« Erdbebenopferhilfe als angeblich »völlig unzulänglich«. Sofort wird der Milliardenfonds daraufhin beträchtlich aufgestockt.
Doch so großzügig und umfassend die »westliche« Staaten- und Völkerfamilie immer wieder gerade auch Notleidenden in islamisch geprägten Ländern hilft, so wenig machen die Machthaber dort Anstalten, die Weichen umzustellen in Richtung auf demokratisch-rechtsstaatliche Gemeinwesen nach abendländischem Muster.
Zumeist praktizieren die Potentaten-Clans sogar das exakte Gegenteil. Viele von ihnen verketzern Nicht-Moslems offen als »Ungläubige« und verfolgen sie sogar unter Bedrohung von Leib und Leben.
Zugleich rufen sie in Katastrophenfällen stets sogleich nachwestlicher Hilfe. Doch ihre gigantischen Geld- und Goldschätze vor allem aus dem Erdölgeschäft halten die Herrscherhäuser der arabisch-islamischen Staatenwelt eigensüchtig unter Verschluss, obwohl sie daraus problemlos zum Beispiel die akute Opferhilfe und den Wiederaufbau der Erdbebenregionen Pakistans finanzieren könnten.
Indes schmäht der Regierungschef der zu 99,5 Prozent islamischen Türkei die allseits hilfswilligen Europäer als »Christenclub«. Der stete Tropfen der Einschüchterung wirkt: Schon gilt vielen auch hierzulande die Besinnung auf die Zehn Gebote und die darauf gegründete Menschen- rechtstradition als verdächtig - kaum aber die Offensivstrategie vieler Wortführer des Islam.

Artikel vom 21.11.2005