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Selbstbewusst nach Barcelona

Torlaune statt Schlotterknie: Werder Bremen fordert Spaniens Meister

Barcelona (dpa). Mit dem Selbstvertrauen vom jüngsten Schützenfest, aber ohne Torjäger Ivan Klasnic ist Werder Bremen zum Champions-League-Spiel nach Barcelona geflogen. »Das gibt natürlich weiteren Schub«, sagte Trainer Thomas Schaaf vor dem heutigen Spiel (20.45 Uhr/Premiere live) über die vollauf gelungene 6:1-Generalprobe gegen den VfL Wolfsburg.
Der Bremer Auftritt beim Weltklasse-Ensemble aus der Primera Division verspricht ein Spektakel, denn beim Duell der deutschen Spaß-Fußballer mit den Zauber-Kickern von der iberischen Halbinsel treffen die treffsichersten Teams ihrer Ligen aufeinander. »Da können viele Tore fallen«, glaubt Miroslav Klose.
Trotz des namhaften Gegners, der im Liga-Alltag zuletzt Real Madrid mit einem 3:0-Sieg beeindruckend vorgeführt hat, strotzen die Bremer Akteure vor Selbstsicherheit. »In dieser Form können wir jeden schlagen«, meinte Abwehrspieler Naldo. Die Tor-Gala gegen Wolfsburg »hat uns weiteren Auftrieb gegeben.« Der brasilianische Abwehrmann hat keine Angst, dass Werder von seinem Landsmann Ronaldinho so vorgeführt wird wie Real. Beim Fußball-Fest in Madrid hatte der zur Zeit beste Spieler der Welt am Samstag zwei traumhafte Tore erzielt und dazu beigetragen, dem Erzrivalen beim 3:0 eine Lektion zu erteilen.
Dass das halbe Dutzend Bremer Tore gegen den VfL die Stars des FC Barcelona beeindruckt hat, glauben die Bremer jedoch nicht. »Die schauen kurz in die Zeitung nach dem Ergebnis, lesen von den sechs Toren, mehr nicht«, sagte Werder-Manager Klaus Allofs. »Barca hat eine Mannschaft mit Spielern, die scheren sich nicht darum, was der Gegner macht.« Wie sich die Sichtweise in Bremen in den vergangenen Monaten geändert hat, zeigen andere Aussagen des Managers. »Wir sind doch inzwischen auch so weit, dass wir nicht mit zittrigen Knien nachschauen müssen, was der nächste Gegner gemacht hat«, sagte er.
In Barcelona wollen die erfolglos in die kontinentale Meisterliga gestarteten Bremer ihre Ausgangsposition vor dem vermutlichen Gruppen-Endspiel gegen Panathinaikos Athen am 7. Dezember im Weserstadion weiter verbessern. Noch liegen Werder, Udine und Athen mit jeweils 4 Punkten gleichauf hinter den deutlich führenden Spaniern (10). Da bei Punktgleichheit am Ende die direkten Vergleiche zählen, ist jeder Zähler wichtig.
Neben Abwehrchef Petri Pasanen, der nach seiner Kopfverletzung noch immer nicht einsatzfähig ist, wird erneut Klasnic fehlen. Der kroatische Top-Stürmer muss nach seiner Blinddarm-Operation noch pausieren. Trainer Schaaf schreckt das aber nicht, schließlich hat sein Team sowohl beim 4:3 gegen Udine als auch bei den sechs Treffern gegen Wolfsburg bewiesen, dass die Tor-Maschine auch ohne die eine Hälfte des K&K-Sturms auf Hochtouren läuft. Klasnic wird erneut von Nelson Valdez vertreten.
Vermutlich wird Barca-Trainer Frank Rijkaard einige Stars schonen, auch wenn er sich dazu nicht äußern wollte. »Das würde aber keinen großen Unterschied machen«, sagte Klose. Denn: »Auch die zweite Mannschaft von denen die Weltklasse.«

Artikel vom 22.11.2005