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Lob an den Weltmeister

Federer akzeptiert Ende der Serien gegen Nalbandian

Schanghai (dpa). Titelverteidiger Roger Federer ist in einem dramatischen WM-Endspiel von »Ersatzmann« David Nalbandian vom Tennis-Thron gestoßen worden.
Mit eisernen Nerven und unerschütterlichem Kampfgeist holte sich der Argentinier in Schanghai den Weltmeistertitel und zerstörte den Nimbus der Unbesiegbarkeit des Schweizers, der nach 35 Siegen ausgerechnet im Finale des Masters Cups die erste Niederlage einstecken musste. Nach einem 4:34 Stunden dauernden Herzschlag-Finale vor knapp 13 000 Zuschauern hatte Nalbandian gegen den ausgelaugten Weltranglisten-Ersten mit 6:7 (4:7), 6:7 (11:13), 6:2, 6:1, 7:6 (7:3) das bessere Ende für sich und revanchierte sich für die Pleite in der Vorrunde.
»Roger verzweifel nicht. Das war nicht dein letztes Finale und nicht dein letzter Turniersieg. Lass mir diesen einen Triumph«, sagte der überglückliche Nalbandian grinsend mit dem gläsernen Pokal in den Händen. Erst durch die Absage des Amerikaners Andy Roddick war er ins Feld der besten acht Tennisprofis der Saison aufgerückt. Der Argentinier durfte sich über ein Preisgeld von 1,4 Millionen Dollar und einen Sportwagen des deutschen Hauptsponsors Mercedes freuen. Doch das war nach dem größten Erfolg seiner Karriere eher zweitrangig. »Wir haben ein unglaubliches Spiel gemacht - so wie fast immer«, sagte der 23-Jährige, der nach vier Pleiten in Serie Federer erstmals seit den US Open 2003 wieder besiegen konnte.
»David hat verdient gewonnen. Er war der Bessere«, sagte Federer, der die Niederlage als der bekannt faire Sportsmann gefasst hinnahm. Dabei hatte er nicht nur ein Match verloren, sondern gleich mehrere Serien beendet: Nach 24 gewonnenen Finals war es die erste Niederlage seit Gstaad im Juli 2003. Außerdem war es für den zweifachen Weltmeister nach 14 Matches die erste Niederlage beim Masters Cup und die erste nach 23 Hallensiegen. Platz eins im Champions Race ist dem Schweizer nach einer grandiosen Saison mit 11 Titeln bei 81 Siegen und nur 4 Niederlagen allerdings nicht zu nehmen. Nalbandian, der im Halbfinale den Russen Nikolaj Davidenko 6:0, 7:5 schlug, verbessert sich auf Position sechs.
Nach sechswöchiger Verletzungspause war Topfavorit Federer am Ende seiner Kräfte, auch wenn im fünften Satz mit einer Energieleistung aus einem 0:4-Rückstand nochmals eine 6:5-Führung machte. Vielleicht hatte sich der nach dem Halbfinale der French Open in 35 Partien ungeschlagene Dominator nach der ersten »Brille« der WM-Geschichte beim 6:0, 6:0 im Halbfinale gegen den Argentinier Gaston Gaudio aber auch zu sicher gefühlt.
Doppel, Halbfinale: Michael Llodra/Fabrice Santoro (Frankreich) - Mike Bryan/Bob Bryan (USA) 6:3, 7:6 (9:7); Leander Paes/Nenad Zimonjic (Indien/Serbien-Montenegro) - Wayne Black/Kevin Ullyett (Simbabwe) 6:3, 6:4 - Finale: Llodra/Santoro - Paes/ Zimonjic 6:7 (6:8), 6:3, 7:6 (7:4)

Artikel vom 21.11.2005