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Symphonische Bilder in
plastischer Ausformung

Drittes Freitagskonzert unter Gastdirigent Gerard Oswald

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Es geht bergauf. Nicht nur, dass sich die Konzerte der Bielefelder Philharmoniker wieder zunehmender Beliebtheit, sprich wachsender Besucherzahlen erfreuen. Unter Gastdirigent Gerard Oskamp glänzte das städtische Orchester beim dritten Freitagskonzert der Saison auch mit enormem Präzisionsschliff und Nuancenreichtum.

Da stimmte offenbar die Chemie zwischen Oskamp, dem Generalmusikdirektor des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters und Symponieorchesters in Flensburg, und den hiesigen Musikern und Musikerinnen, die den symphonischen Bilderreigen ausgesprochen sensibel colorierten.
Aufmerken ließ bereits die schwungvoll und tonrein servierte Bläserfanfare, mit der Paul Dukas' poetisches Tanz-Tableau »La Péri« beginnt. Auf betörendem, hauchzartem und homogenem Pianissimo-Streicherklang erwacht sodann die Fee, der Prinz Iskander die Lotusblume geraubt hat. Mit verführerischen Windungen (der Holzbläser) beginnt die Péri ihren Tanz, in deren Verlauf sie den Prinzen becirct und die Blume der Unsterblichkeit zurück erobert. In feinen dynamischen Steigerungsnuancen führte Oswald das gefühlvoll aufspielende Orchester bis zum stürmischen Höhepunkt und zurück zu lyrischer Melancholie. In schillernden Farben und spannungsreichem Spiel konnte sich der märchenhafter Feenzauber wundervoll entfalten.
Anachronistischen Wohlklang entfaltet Reinhold Glière in seinem 1951 komponierten Konzert für Horn und Orchester in B-Dur. Hartmut Welpmann, Solohornist des philharmonischen Orchesters, spürte in geschmeidiger Tonformung dem warmen Melodiefluss des Soloinstruments nach. Egal, ob kraftraubend lange Tonketten oder lyrisch-kantable Passagen -ÊWelpmann meisterten den hochvirtuosen Part mit großer Musikalität und technischer Souveränität. Dialogisch-schwungvoll geführt, erwies sich das Orchester als kongenialer Partner.
Den krönenden Abschluss bildeten die Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgski in der Orchestrierung von Maurice Ravel. Hier zeigte das Orchester seine ganze Brillanz. Kantigkeit, urtümle Wucht, elegisch romantische Weisen oder dämonische Groteske erklangen in subtiler Abstufung der musikalischen Parameter. Pointiert und akzentuiert wurden die charakteristischen Merkmale dieses musikalischen Streifzugs durch die Bilderwelt Viktor Harmanns in aller Transparenz herausgeschält. So erklangen die Stationen des allseits bekannten und beliebten Werks in atemberaubend plastischer, bildhafter und unterhaltsamer Ausdeutung.
Das faszinierte Publikum wusste's zu schätzen und dankte mit kräftigem, lang anhaltendem Applaus und vereinzelten Bravo-Rufen.

Artikel vom 21.11.2005