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Sachenbacher jubelt
wie in alten Zeiten

Ski Nordisch: Deutsche Staffeln mit Spitzen-Resultaten

Beitostölen (dpa). Evi Sachenbacher-Stehle lief und jubelte wie in alten Zeiten, Axel Teichmann bewies gewohnte Kaltschnäuzigkeit: Beim ersten Distanzweltcup der Langläufer im Olympia-Winter in Beitostölen sorgten die beiden namhaftesten deutschen Athleten für begeisternde Resultate.
Nachdem beide in den Einzelwettkämpfen mit den Platzen sieben (Sachenbacher-Stehle) und acht (Teichmann) die Olympia-Norm bei den Siegen der Norweger Marit Björgen und Tor-Arne Hetland gleich im ersten Anlauf geschafft hatten, führten sie gestern auch die Staffeln nach vorn.
Das deutsche Olympiasieger-Quartett in der Besetzung Manuela Henkel (Großbreitenbach), Steffi Böhler (Ibach), Claudia Künzel (Oberwiesenthal) und Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) kam über 4 x 5 km bei den Damen hinter Norwegen auf Rang zwei. Die Männerstaffel mit Andreas Schlütter (Oberhof), Teichmann (Bad Lobenstein), Jens Filbrich (Frankenhain) und Tobias Angerer (Vachendorf) sicherte sich über 4 x 10 km sogar den Sieg und wiederholte damit den Erfolg von vor zwei Jahren, als man erstmals ein Staffel-Rennen gewann.
»In den Einzelwettkämpfen sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen. Die Staffel-Erfolge waren die Antwort auf den Samstag«, sagte Bundestrainer Jochen Behle. Bei den Männern hatte er »Platzierungen ganz vorn« vorausgesagt, sah sich dann aber plötzlich schon nach 900 Metern mit Rückständen von 10 Sekunden konfrontiert. »Da müssen wir einen anderen Maßstab ansetzen«, sagte der Coach kritisch, verwies aber auch auf das harte Trainingslager unter ganz anderen Bedingungen in Mugnio und die anschließende einwöchige Schnee-Pause. »Es fehlte einfach noch die Spritzigkeit.«
Nur Teichmann und Angerer waren noch zu Top-Ten-Platzierungen in der Lage. »Die Bedingungen hier waren sehr schwer, es fehlte noch die Grundschnelligkeit. Aber das kommt noch«, sagte Teichmann, während Angerer mit seinem Schlussspurt zufrieden war: »Auf den letzten fünf Kilometern bin ich noch nach vorn gekommen. Für den Beginn war das okay«, meinte der Staffel-Schlussläufer, der im Kampf Mann gegen Mann nervenstark und taktisch clever den Sieg heraus lief. »Ich war in einer guten Position, habe die Ruhe bewahrt und dann einfach durchgezogen«, erklärte »Tobi«.
Die wichtigste Erkenntnis von Beitostölen aber war, dass Evi Sachenbacher-Stehle nach zwei Jahren der Stagnation und des Rückschritts wieder zu alter Form aufläuft. Die wegen ihres flachen Profils und des harten Kunstschnees eher ungeliebte Strecke war für die Bayerin kein Problem. Über 10 km im klassischen Stil legte sie eine ganz starke Schlussrunde hin. Und in der Staffel zeigte sie praktisch ein Duplikat des Olympiasieges von 2002: Am letzten Anstieg ging sie mit einem energischen Zwischenspurt an der zweiten russischen Staffel vorbei und sicherte den deutschen Damen überlegen Platz zwei. »Ich hatte die Kraft, das Rennen war locker - so kann es weiter gehen«, sagte Sachenbacher-Stehle.

Artikel vom 21.11.2005