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Später K.o.-Schlag versetzt
den Blauen keinen Knacks

Dammeier und Hain trauern und blicken nach vorn

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). In seiner fast 20-jährigen Profikarriere hat Detlev Dammeier viele Schlachten geschlagen und so manche Überraschungen erlebt. Dennoch konnte er sich an kein Spiel erinnern, das so tragisch endete, wie Arminias unglückliche 1:2-Niederlage gegen FC Bayern.
Vorbildlicher Einsatz: Detlev Dammeier im Zweikampf mit Bayerns Martin Demichelis.
»Mit fehlen einfach die Worte. Jetzt brauche ich zwei Tage, bis ich dieses Ergebnis vom Kopf her verkraftet habe«, sagte der 37-jährige Mittelfeld-Stratege wenige Minuten nach dem Abpfiff. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Da lieferst du eine vernünftige Leistung ab, hast die Bayern da, wo du sie hinhaben willst, und zum Schluss läuft's völlig anders. Diese Niederlage haben wir nicht verdient.« Warum der Rekordmeister aus München ein schon verloren geglaubtes Spiel noch drehte, konnte Dammeier nicht erklären: »Gedanklich waren wir bis zum Schluss voll da. Vielleicht fehlten ein bisschen die Kräfte.«
Arminias Vize-Kapitän, der gegen München sein 243. Bundesligaspiel bestritt, hatte sich im Training nachhaltig bei Thomas von Heesen in Erinnerung gebracht. »Mit Dammi haben wir einfach mehr Ordnung im Spiel«, entschied sich der DSC-Coach für den ältesten Arminen.
Dammeier rechtfertigte seine Aufstellung, organisierte mit Michael Fink das defensive Mittelfeld und sorgte dafür, dass die Bayern-Offensive weitgehend blass blieb. Dennoch erkannte auch er den starken Schlussspurt des Gegners: »Anfangs hat Bayern nur lange Dinger in unseren Strafraum geschlagen. Aber je mehr Offensivkräfte Felix Magath später einwechselte, desto gefährlicher wurde die Mannschaft.«
Zwei Spiele in Folge hat Ar-minia jetzt verloren und die Punktaufstockung im Abstiegskampf verpasst. Dass der Klassenerhalt nur das Bielefelder Ziel sein kann, daran ließ auch »Dammi« keine Zweifel. Den Beginn einer Negativserie wiegelte der Routinier sogleich ab: »So etwas lassen wir uns auch nicht einreden.«
»Tragisch und traurig«, nannte Torwart Mathias Hain die Niederlage und stellte sich schützend vor den »Unglücksraben« Heiko Westermann. »Der Junge ist fix und fertig«. Und der Kapitän verwies auf die intakte Mannschaft: »Wir stellen niemanden an den Pranger. Schließlich gewinnen und verlieren wir zusammen.«
Mit dem Einsatz seiner Kollegen war Hain total einverstanden. Die Mannschaft habe das umgesetzt, was der Trainer vorgegeben habe - den Gegner früh attackieren und wenig Freistöße zulassen. Das einzige Haar in der Suppe fand der Bielefelder Schlussmann in der Nachspielzeit: »Da mussten wir im Ballbesitz bleiben und das 1:1 über die Zeit bringen.« Dass der späte K.o.-Schlag den Arminen einen Knacks versetzt, glaubte »Matze« Hain indes nicht: »Heute hat jeder gesehen was möglich ist, wenn alle an ihre Genzen gehen. Wir dürfen jetzt eine Nacht den Kopf hängen lassen, aber morgen geht's schon weiter.« Und sein flammender Appell an die Kollegen: »Jeder sollte sich bewusst sein, dass wir jeden Gegner schlagen können. Heute hat uns nur das Quäntchen Glück gefehlt.«

Artikel vom 21.11.2005