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Wegen 2 Euro
totgefahren?

Parkplatzwächter von Lkw überrollt

Von Wolfgang Schäffer
Crailsheim (WB). Die Fahndung läuft bundesweit, an den Grenzen sind die Kontrollen verstärkt: Gesucht werden zwei weiße Sattelzüge. Mit einem der beiden Brummis ist ein Parkplatzwächter am Donnerstag vermutlich absichtlich überfahren worden. Der 61-Jährige starb an den Folgen seiner schweren Verletzungen.

Der Tatort liegt auf dem Parkplatz des Autobahnrasthofes Crailsheim-Satteldorf an der A6 in Baden-Württemberg. 120 Lkw können hier gegen eine nach Zeit gestaffelte Gebühr (zwei, fünf oder zehn Euro) abgestellt werden. Die Fahrer können dafür alle sanitären Einrichtungen nutzen. Im angegliederten Restaurant gilt die Quittung zudem als Gutschein, wird beim Essen gegengerechnet.
Der 61-jährige Frührentner war schon seit längerem als Parkplatzwächter im Einsatz. Seine Aufgabe bestand darin, von Fahrzeug zu Fahrzeug zu gehen, um direkt bei den Brummi-Fahrern je nach geplanter oder vollzogener Parkdauer abzukassieren. So auch am Donnerstag.
Gegen 17.45 Uhr wollte der mit einer leuchtenden Warnweste bekleidete Mann den Fahrern der beiden Sattelzüge die Gebühren in Rechnung stellen. Wie viel, ist unklar. Wenn sie nur die gesetzlich vorgeschriebene Ruhepause gemacht haben, wären jeweils zwei Euro fällig gewesen.
Statt zu zahlen gaben beide Fahrer Gas. »Während der erste Zug noch an dem 61-Jährigen vorbei fuhr, lenkte der andere Fahrer seinen Sattelschlepper rücksichtslos direkt auf den Wächter, der überrollt wurde«, gibt Polizei-Sprecher Hans Ulrich Stuiber im Gespräch mit dieser Zeitung wieder, was Zeugen gesehen haben. Demnach mussten die beiden Lkw-Fahrer ihre riesigen Gefährte anschließend auf dem Parkplatz noch wenden, um zur Ausfahrt zu gelangen. Dabei fuhren sie noch einmal an dem auf dem Boden liegenden lebensgefährlich verletzten 61-Jährigen vorbei. Als die Rettungskräfte eintrafen, war er noch ansprechbar, konnte Hinweise auf die Kennzeichen (Italien oder Niederlande) und Marken (Magirus oder Scania) geben. Wenige Stunden später starb der Mann im Krankenhaus.
Trotz der groß angelegten Fahndung, gibt es bislang keine Spur von den weißen Sattelzügen, die an dem nur wenige Kilometer entfernten Autobahnkreuz über die A6, A7 oder A81 geflüchtet sein können. An der Suche beteiligen sich auch viele Brummi-Fahrer. »So etwas ist eine Granatensauerei. Das lassen wir nicht auf unserem Berufsstand sitzen«, empörte sich ein Trucker am Tatort.

Artikel vom 19.11.2005