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US-Demokrat fordert sofortigen Abzug aus dem Irak


Washington (dpa). Der politische Streit in den USA um den Irak-Krieg hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Zum ersten Mal hat ein einflussreicher US-Kongressabgeordneter öffentlich zu einem sofortigen Truppenabzug aus dem Irak aufgerufen. Es sei an der Zeit, den Irak den Irakern zu übergeben, sagte der Demokrat John Murtha, der Topexperte seiner Partei für Militärausgaben und selbst ein dekorierter Vietnamkriegsveteran ist. Nach zwei Jahren Einsatz seien die US-Soldaten zum Hauptziel des Aufstands im Irak geworden, fuhr Murtha fort, der seinerzeit eine Kongressresolution unterstützt hatte, die grünes Licht für den Irak-Krieg gab. Die Rebellen hätten sich gegen die US-Truppen verbündet, »und wir sind zum Katalysator für Gewalt geworden«. Viele der Soldaten seien demoralisiert, sagte der Politiker, der dem Kongress seit über 30 Jahren angehört.
»Unsere Streitkräfte haben alles getan, was von ihnen verlangt worden ist. Es ist Zeit, sie nach Hause zu bringen«, schloss Murtha, der ranghöchster Demokrat im Unterausschuss des Abgeordnetenhauses für Verteidigungsausgaben ist. Er sprach auf einer Pressekonferenz und konnte mehrfach nur mühsam die Tränen zurückhalten.
Der Präsident der Kongresskammer, der Republikaner Dennis Hastert, warf Murtha und anderen demokratischen Kritikern des Irak-Kriegs indirekt Feigheit vor. »Sie vertreten eine Politik des »Davonlaufens«, sagte Hastert.
Unterdessen wurde bekannt, dass Südkorea 2006 mehr als 1000 seiner 3200 Soldaten aus dem Irak abziehen will. Dieser Vorschlag soll in Kürze in die Nationalversammlung eingebracht werden.

Artikel vom 19.11.2005