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So niedergeschlagen wie dieser Junge reagierten viele DSC-Fans nach der unglücklichen Niederlage.

Neun Minuten
fehlten am
»DSC-Traum«

Uli Braun: »Ein 1:1 wäre verdient«


Von Jürgen Rahe
Bielefeld (WB). »Es hat nicht sollen sein.« Immer wieder sprudeln die Worte aus dem Mund von Uli Braun hervor. Der Alt-Armine steht Samstag kopfschüttelnd auf seinem Haupttribünenplatz im Block G. Quasi in letzter Sekunde haben die Bayern mit ihrem zweiten Treffer Arminia 2:1 besiegt.
Ungläubig wie Uli Braun (»Ein 1:1 wäre verdient gewesen«) reagiert auch die große Arminia-Fan-Gemeinde: Bis neun Minuten vor Schluss führte der DSC gegen Bayern München 1:0, und alle Fans träumten schon von einem Sensationssieg. Und der wäre sicher so gefeiert worden, als wenn die »Blauen« gerade die deutsche Meisterschaft errungen hätten.
Es hat nicht sollen sein, konstatiert dennoch gefasst jemand, der das berauschende Gefühl aus eigener Erfahrung kennt. Wie es ist, die Bayern erfolgreich in die Knie zu zwingen. Tausendmal hat es Uli Braun schon erzählt, als er am 3. Oktober 1970 quasi im Alleingang den DSC-Siegtreffer zum 1:0 gegen Sepp Maier schoss. »Du darfst am Ende nicht so herumdameln. Eine Spitzenmannschaft wie die Bayern nutzen das eiskalt aus.«
Bis neun Minuten vor Spielende »bebt« die SchücoArena. Die meisten der begeisterten 26 601 Zuschauer drücken natürlich den »Blauen« kräftig die Daumen. Und sie singen immer wieder: »Die ÝBlauenÜ, die ÝBlauenÜ - die werden die ÝRotenÜ verhauen.«
Schon mit einem Remis wäre vor der spannungsgeladenen Partie, dem so genannten »Spiel des Jahres«, gar mancher Arminenanhänger sehr zufrieden gewesen. Oberbürgermeister Eberhard David und Verkehrsdirektor Hans-Rudolf Holtkamp sind sich einig: »Das Spiel geht unentschieden aus.«
Optimistischer ist Sportausschussvorsitzender Gerd Kranzmann: »Wir gewinnen 2:1, und dann bekommen die Bayern langsam ein Arminia-Trauma.«
Trotz der Niederlage ist Arminia Samstag bundesweit in aller Munde. Dafür sorgen schon die Fernsehteams von Premiere, ARD, ZDF, SAT1 und WDR. Auch das Schweizer Fernsehen ist da. Dazu gesellen sich 40 Fotografen und 100 schreibende Kollegen. Freut sich Hans-Rudolf Holtkamp: »Egal wie das Spiel ausgeht - Arminia wird heute in einem Atemzug mit dem deutschen Rekordmeister aus München genannt.«
Vorbildlich verhalten sich übrigens die Zuschauer. »Alles im grünen Bereich«, signalisiert der Polizeieinsatzleiter, Hauptkommissar Ulrich Poetting. Es habe nur die üblichen Verkehrsstaus rund um das Stadion gegeben. Aber das kennt man ja.
ZDF-Sportreporter-Legende Rolf Töpperwien ist übrigens mit Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß wieder im reinen. »Dass es manchmal zu Dissonanzen im Interview kommt, gehört eben zum Geschäft. Ich werde Uli Hoeneß auch in Zukunft zu den Bayern im speziellen und zum Profifußball im allgemeinen befragen.«

Artikel vom 21.11.2005